Daily Westwood, Ausgabe
vom 12. Oktober 2006, Artikel von Seite 8
Therapieaufsichtsrat segnet das
ASTERIKA-Projekt samt Forschungsreise ab
Das seit Monaten
geplante Forschungsprojekt des erfolgreichen ASTERIKA-Rates ist nun endlich in
trockenen Tüchern. Gestern bei der Unterzeichnung der Genehmigung verkündete
der Vorsitzende des Therapieaufsichtsrates, Richmond Allister-Johnston, nicht
nur den offiziellen Termin für die Reise (Reisestart ist der 15. Oktober),
sondern auch das Reiseziel: Forrester Village. Trotz vieler kritischer Stimmen
von außen bezüglich des Ziels dieser Reise blicken sowohl Allister-Johnston,
als auch ASTERIKA’s Vorsitzender Nickolas Elvin McDawes positiv auf die Reise.
„Es gibt keine Gefahr, von der wir nicht im Stande sind, sie in der Gruppe zu
neutralisieren.“, sagte McDawes und erklärte auch, dass er weder an die alten
Legenden über Flüche und Hexen glaube, die sich seit jeher über Forrester
Village und Nightmare Forrest erzählt werden, noch an das Gerücht, das ein
Serienmörder dort sein Quartier haben könnte. Letzteres wird seit gut 13 Jahren
behauptet, nachdem die Polizei von Westwood Hills alle mit Nightmare Forrest
verbundenen Vermissten-Fälle zu den Vanishing Files Of Nightmare Forrest
zusammengeschlossen hat. Einige werfen dem Rat vor, sie würden Menschen in
Gefahr bringen, da sich vor gut einem Jahr der bisher schlimmste Fall der
Vanishing Files ereignete. Dabei beharrte eine Frau darauf, dass ihr Mann in
Nightmare Forrest von einem Mann mit einer Axt getötet wurde. Da es aber keine
Beweise gab, die ihre Geschichte untermauerten, wurde sich in eine Psychiatrie
eingewiesen. Seither gab es keine weiteren Zwischenfälle im Zusammenhang mit
Nightmare Forrest. Der Koordinator des Projekts, Stewart Eugene Larris,
erklärte uns eindringlich: „Uns ist egal, was diese Frau damals behauptet hat.
Tatsache ist, dass sie lügt. Und davon lassen wir uns nicht das Projekt
ruinieren.“ Nach so viel positiver Energie, die bisher in dieses Vorhaben
geflossen ist, hoffen wir nun auf einen weiteren Erfolg für den ASTERIKA-Rat
und auch für die Patienten, die an dem Projekt und der dazugehörigen Reise
teilnehmen. Dauer der Reise ist 6 Wochen. Danach werden wir direkt berichten,
wie es den Teilnehmern der Reise ergangen ist.
Rudi Hannigan
„…und nun zum Wetter. Bereits seit drei Tagen
hängt eine Regendecke über Westwood Hills, die sich wohl spätestens in den
nächsten 2 Tagen wieder verflüchtigen wird. Trotzdem ist heute und morgen noch mit
einer erhöhten Gewitterwahrscheinlichkeit zu rechnen.“ Während die
Nachrichtensprecherin aus dem Radio weiter über das Wetter sinnierte, saß
Newton Sullivan an seinem Küchentisch und starrte durch das Fenster in den
Vorgarten. Zwischen seinen Fingern qualmte eine Zigarette vor sich hin, an der
er ab und zu zog, wenn er gerade nicht aus seiner Kaffeetasse trank. Es war
bereits seine fünfte Tasse Anti-Schlaf-Kaffee, die er an diesem Morgen trank.
Er war unausgeschlafen und fühlte sich wie totgetrampelt. Da konnte es kaum
genug Koffein geben, um ihn einigermaßen Gesellschaftstauglich zu machen.
Newton schwor sich, dass er, wenn sie erst einmal im Hotel ankamen, sich sofort
in seinem Zimmer ins Bett legen würde, um die abgebrochene Nachtruhe
fortzusetzen. Egal, was auch passierte. Nach seinem letzten Zug drückte er die
Zigarette im Aschenbecher aus und stellte seinen Kaffeebecher an das Spülbecken
hinter ihm. Seine beiden Koffer standen bereits vorne an der Haustür. Draußen
konnte er in der Ferne ein Grummeln vernehmen. Scheiß-Wetter, Scheiß-Laune, Scheiß-Morgen, dachte Newton und
lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Für einen ganz kurzen Moment schien er
einzunicken, bis plötzlich ein hektisches Hupen von draußen ihn wieder
aufschrecken ließ. Als er aus dem Fenster sah, stand an der Straße sein
Therapeut, Stewart Eugene Larris, in seinem Wagen und winkte ihn stürmisch
herbei. Seine Mine war eine Mischung aus Wut und Stress. Schnell riss Newton
seine Koffer an sich und stürmte aus dem Haus, durch den Regen bis zum Auto, wo
er sein Gepäck in den Kofferraum warf. Dann setzte er sich nach vorne auf die
Beifahrerseite. Stewart Larris wartete nicht einmal, bis sein Patient die Tür
geschlossen, geschweige denn sich angeschnallt hatte und bretterte los. Mit
einem Affenzahn raste Larris über die nassen Straßen von Westwood Hills.
„Müssen Sie so rasen?“, fragte Newton Sullivan. Stewart maulte: „Wir sind fast
zu spät! Und ich will gefälligst pünktlich sein! Dieses verfluchte
Scheiß-Wetter!“ „Hören Sie, wenn sie uns umbringen kommen wir ganz sicher zu
spät.“, erwiderte Newton und spürte, wie der viele Kaffee in seinem Magen zu
rebellieren begann. „Ich bin der Koordinator des Projekts, Sie Idiot“, brüllte
Stewart ungehalten, „Ich kann es mir nicht leisten zu spät zu kommen!“ Heimlich
fragte sich Newton Sullivan, wer von ihnen beiden eine Therapie wohl eher nötig
hätte...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen