Freitag, 12. Juni 2020

Wenn du einfach nicht kannst

Eigentlich wollte ich inzwischen das nächste Bücherregal vorstellen, doch noch immer habe ich gewisse Probleme damit, mein aktuelles Buch zu beenden. Aus diesem Grund habe ich heute etwas über Schreibblockaden.

Das Thema dieses Posts ist zum Glück kein aktuelles Problem meinerseits. Aber es tritt immer wieder auf. Und als ich das letzte Mal in diesem Loch der Ideenlosigkeit gefangen war, habe ich das hier geschrieben, um vielleicht einen weg hinaus zu finden. Man könnte es eine selbsttherapeutische Fingerübung nennen. Ich wollte es hier teilen, weil es vielleicht auch anderen helfen kann, eine Blockade zu lösen. Bei mir hat es geholfen. Sagt mir, was ihr von meinen Ansichten haltet…

Wenn du einfach nicht kannst? Was macht man dann? Wenn das, was einem am wichtigsten ist, einfach nicht geht. Eine rationale Person würde wahrscheinlich als aller erstes untersuchen, was die Ursache dafür ist. Also geht man alles durch, was einem im Moment durch den Kopf geht, was einen permanent beschäftigt. Da baut sich eine richtige Liste auf. Jedoch fällt es einer kreativen Person manchmal schwer, genau diese Dinge, die er so klar im Kopf sieht, in einfache Worte zu fassen. Denn auch wenn man es allgemein glaubt, Künstler denken nicht einfach.
Das Denkkonzept dieser Menschen funktioniert einfach anders, als es eine nicht kreative Person sich vorstellt. Natürlich ist auch diese Abgrenzung schwer, denn wie unterscheidet man eine kreative von einer nicht kreativen Person? Ist jemand kein Künstler, nur weil er keine Ideen verfolgt? Oder keine Veranlagung für die Erschaffung neuartiger Dinge hat? Diese Umschreibung passt eigentlich sehr gut auf alle kreativen Menschen. Auf einen Autor oder Maler, einen Steinmetz oder Tischler. Sie erschaffen Sachen nach einem Bild, das in ihrem Kopf entstanden ist. Und je mehr die Vision und das Endprodukt sich ähneln, desto mehr Begeisterung erntet der Künstler für sein Werk. Was aber, wenn das innere Auge von einem Nebelschleier umzogen ist und die Gedanken, die man sich macht, einfach nicht sieht? 
Der Nebel steht für eine ganze Anzahl an Störfaktoren, die der Alltag und die Gesellschaft heraufbeschwören, wie einen bösen Geist aus einem schmerzhaften Paralleluniversum. Sobald man versucht, ihn auf seine Bestandteile zu analysieren, bekommt der kreative Mann/die kreative Frau nicht einen Zipfel dieses Gespenstes zu fassen. Nicht, das Künstler nicht zur Rationalität fähig sind, aber sie nutzen sie anders. Denn selbst, wenn im Kopf die Liste wie ein Puzzle zusammensetzbar ist, schafft man es nicht, es aus dem Kopf in die reale Welt zu holen. Der Weg, die Passage nach draußen ist versperrt. Aus diesem Grund ist auch die Bekämpfung der Ursache ein schweres Unterfangen.
Sooft man auch versucht, anderen Leuten die eigenen Blockaden zu erklären, sie werden einfach nur einen Bruchteil dessen verstehen und können einem somit keine 100%ige Hilfestellung leisten. Das liegt aber an der kreativen Seite des Problems, nicht am Zuhörer. Eine weitere Fassette des Problems ist ganz einfach - Probleme zu lösen macht keinen Spaß. So merkwürdig und fast schon belustigend diese Aussage klingt, ist es so, dass man der konstruktiven Arbeit einfach nichts abgewinnen kann, das einem zum Weitermachen inspiriert. Zwar ist es richtig, dass eine Lösung auf lange Sicht einem gut bekommt, doch der Weg bis zu diesem Ziel scheint nahezu utopisch für den Kopf der kreativen Person. Und so steht sich der Künstler oft selbst im Weg. Oft hat dies mit dem nächsten Punkt zu tun - selbstauferlegten Begrenzungen.
Wer einmal ein erfolgreiches Projekt hinter sich gebracht hat, wird sich bei seinem Weg zu neuen Ideen an gewissen Dingen orientieren. Zum Beispiel ist es einem Autor lieber, für neue Geschichten seine Schreibmaschine zu nutzen, wenn er vorher mit Computern schlechte Erfahrungen gemacht hat. Hier handelt nicht das rationale Denken, sondern eine Art Demo-Programm, das einem vorspielt, das es zwar nicht einfacher, jedoch auf lange Sicht produktiver ist. Denn man erspart sich den Stress, dem man bei den ersten Erfahrungen bereits begegnet ist. Man lüstet nach Stille, dem Allein sein und ganz bestimmten Bedingungen, in denen man seine Kreativität ausüben will. Sobald sich dieses Schema im kreativen Hirn abgesetzt hat, weicht man nicht mehr davon ab. Folge dieses Denkens ist es, das ein Künstler unter anderen Bedingungen, die seine Kriterien nicht treffen, deutlich schlechtere, wenn nicht sogar gar keine Ergebnisse erzielen kann, was einen ganz neuen Level der Frustration hervorruft. Und diese manifestiert sich in dem Gedanken, dass es sich bei diesen nicht stimmigen Variablen um Problemfaktoren handelt, die es zu eliminieren gilt.
Es ist natürlich auch zu erwähnen, dass kreative Menschen schlecht aus alten Mustern hinausfinden und sich deswegen mit Veränderung schwertun, die sie trotzdem jeden Tag umgeben. Deswegen schaffen sie es sehr selten, wenn überhaupt, ihre von sich selbst vorprogrammierten Kriterien neu zu definieren oder zu übergehen. Somit lässt sich für das vom kreativen Hirn geschaffene Problem auch keine Lösung finden, was den Künstler in einen Teufelskreis führt. Diesen zu durchbrechen nimmt viel Zeit in Anspruch, die der kreative Kopf als seine zerrinnende Lebenszeit wahrnimmt. Das Gefühl, das einem die Zeit abläuft, sitzt einem ständig im Nacken. Das wird durch äußere Umstände oft stark gefördert und macht den Künstler für andere zu einem missverstandenen Monster, geboren aus der eigenen Leidenschaft. Wer wirklich etwas daran legen möchte, diesen Kreislauf zu durchbrechen, muss offen sein für Kommunikation und Kompromisse. Es muss einen ernsthaften Dialog zwischen dem kreativen Menschen und seinem Umfeld geben, das er für seine Arbeit oft als störend empfindet. Sie bilden die bereits oben erwähnten Variablen, die der Künstler selbst nicht unter Kontrolle hat und somit versucht, zu meiden. Hierbei muss nun ein Weg gefunden werden, den Variablen klar zu machen, wie der Verstand des Künstlers in ihrer Mitte arbeitet.
Dieser Prozess ist langwierig und nicht einfach umzusetzen, bedarf es doch der bedingungslosen Mitarbeit aller Beteiligten. Sobald aber das Verständnis geschaffen wurde und die Variablen sich in bestimmten Fällen auf die kreative Person ausrichten können, wird ein gewisser Teil des Stresses unter der Frustration abgebaut. Um weitere Umwelteinflüsse zu beseitigen, die auch nicht durch die variablen Personen gänzlich vertrieben werden können, sollte dem Künstler von Zeit zu Zeit eine Auszeit gewährt werden, die es ihm erlaubt, sich ausschließlich auf die von ihm konzipierten Ideen zu konzentrieren. Das bedeutet jegliche Trivialitäten, die den Ärger des Künstlers erregen könnten, sollten vermieden werden. Schließlich ist eine künstlerische Person nicht rund um die Uhr an seine Kreativität gebunden. Sobald man verfügbar ist, sind jegliche Themen erlaubt, da sie auch wichtig sind, um neue kreative Impulse auszulösen. Wer es schafft, diesen Weg zu gehen und letztendlich auf diesem Weg seine Schreibblockade löst und sich andere Grenzen/ Ziele setzte, wird definitiv davon profitieren. 

Das nächste Mal, wenn es mal wieder hakt, schreibt doch einfach auch so einen Text, mit den detailliertesten Worten die ihr finden könnt. Es könnte in ein neues Manuskript münden. Jetzt werde ich erstmal das Buch weiterlesen und hoffe, euch bald mehr darüber erzählen zu können.

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