Freitag, 3. August 2018

EuroVision Song Contest Lisbon 2018 - Recap


Da der Contest ja während meiner Blogpause stattgefunden hat, werde ich heute, über zwei Monate nach dem großen Finale, mal darüber schreiben, wie ich den Contest erlebt habe.

Was ich an diesem Contest sehr bemerkenswert fand, war, das es eigentlich keine scheußlichen Lieder gab. Klar, einige waren Langweilig und klangen wie jedes andere Lied auch. Aber ich spreche von wirklich grausamen Auftritten, die zugleich peinlich als auch akustisch grottig waren. Sowas kam gar nicht erst vor. Anscheinend habe einige Länder festgestellt, das man den ESC ernst nehmen sollte. Und bei einigen Ländern hat das sogar gut geklappt.

Folgend gehe ich nun auf ein paar Beiträge ein, die ich sehr erinnernswert finde. Wer sich noch einmal alle Beiträge anhören oder ansehen will, besucht am besten den offiziellen YouTube-Channel zum Eurovision Song Contest.

IRLAND zum Beispiel. Nach mehreren Jahren ohne Finaleinzug haben sie es dieses Jahr mal wieder geschafft. Der Song selbst, der auch auf meiner Favouritenliste stand, war eine berührende Ballade über das zerbrechen einer jungen Liebe. Die beiden männlichen Tänzer fanden große Beachtung, leider nicht nur positive. In China beispielsweise, wo man den Contest ausstrahlen durfte, wurde der Ire zensiert, wegen der Andeutung von Homosexualität. Darauf hin hat die EBU die Rechte der Ausstrahlung wieder entzogen und die Chinesen müssen ihr Leben weiterhin ohne Eurovision verbringen.

TSCHECHIEN war dieses Jahr so überraschend gut, man will an dem Auswahlverfahren festhalten, da man so bessere Chancen wittert. In den letzten Jahren kamen eher Nummern, die untergingen. Das sage ich vor allem, da ich mich an keines der Lieder erinnern kann, ohne zu recherchieren. Mit einem jungen (und auch hübschen) Mann und einer leichten Pop/Rap-Nummer schafften sie es nicht nur ins Finale, sondern auch auf ihre beste Platzierung seit ihrer ersten Teilnahme. Damit waren sie eine der Überraschungen des Abends

Meine Favouriten - dieses Jahre weniger als sonst
ZYPERN gehörte übrigens auch dazu. Ich fand zypriotische Beiträge seit 2010 meistens gut. 2010 und 2017 sind zum Beispiel tolle Songs aus Zypern gekommen. Der diesjährige Songs war für mich jetzt nicht so der Hit. Aber trotzdem hat es das Lied vom Halbfinale bis auf den zweiten Platz geschafft. Somit Zyperns beste Platzierung seit Erstteilnahme. Auch wenn ich kein Fan vom Lied war, man gratuliert.

ISRAEL stand schon sehr früh auf meiner Favouritenliste. Es war frisch, neu und anders. Von einigen als nervig und merkwürdig empfunden, konnte ich bald schon gar nicht mehr ohne. Das Musikvideo ist cool gemacht. Ich habe mir auch mehrere Reaction-Videos angeschaut, einfach aus Neugier. Vielleicht sollte ich sowas auch mal machen, schließlich schaue ich ja jedes Jahr und höre mir alle Songs durch, um meine Lieblinge zu finden, für die ich dann vote. Diesmal hat es endlich mal ein Lied meiner Top 6 an die Spitze geschafft. Das macht mich schon ein bisschen stolz.

Das End-Ergebnis des Finalabends
DEUTSCHLAND zitterte wahrscheinlich so stark wie sonst nur beim Fußball. Denn nach drei Jahren, in denen wir den 27., 26. und 25. Platz belegt hatten (und zwar mit Frauen, die beim Contest zu finden sind wie Sand am Meer) und der NDR/ARD endlich genug von dem Dilemma hatten, haben sie versucht, es anders zu machen. Anfangs sah es nicht gut aus: Der Vorentscheid war zwar mit neuen Moderatoren ausgestattet, was das Ganze für mich angenehmer zum schauen machte. Aber von den 6 Songs, zwischen denen das Land wählen sollte, hat mir gerade einmal einer gefallen. Nach den ersten fünf Auftritten hatte ich die Hoffnung auf bessere Platzierungen bereits aufgegeben. Doch dann sang Michael Schulte sein Lied und hat mich damit tief berührt. Deswegen habe ich für ihn gestimmt. Und er ist nach Lissabon gefahren. Das war quasi der leichte Teil. Seinen Platz unter den 26 Finalteilnehmern zu finden, dazu gehörte eine gehörige Portion Glück. Anscheinend hat Europa uns unsere ganzen Weiber mit ihren flachen Texten und geklauten Melodien verziehen. Denn wir haben Punkte bekommen - und das nicht wenige. Während der Punkteverteilung gab es ganz lange sogar die Chance auf einen erneuten deutschen Sieg nach 2010. Letztendlich sind wir auf dem vierten Platz gelandet. Damit hat Schulte unseren ESC-Fluch gebrochen. Das heißt aber nicht, das man sich jetzt keine Mühe mehr geben muss. Könnt ihr euch übrigens vorstellen, das es Menschen da draußen gibt, die mit einem vierten Platz immer noch nicht zufrieden sind? Doch, die gibt es. Ein großes Kopfschütteln an diese Leute.

die verschiedenen Logos des ESC 2018
GROSSBRITANNIEN ist nach der Brexit-Sache hoffentlich nicht in Ungnade gefallen. Schließlich kommen auch von dort gute Beiträge. Die werden aber selten gewürdigt. Zwar gab es auch Totalaussetzer (siehe 2012 und auch ein wenig 2015), aber sonst geht es gut bei den Briten. Zuerst fand ich den diesjährigen britischen Beitrag auch eher bescheiden. Aber mit der Zeit fand ich ihn gut. Ein klares Zeichen dafür, das er in der Show nicht punkten wird. Trotzdem habe ich meinen Union Jack geschwenkt und meinen Eurovision-Schal im UK-Design bei mir gehabt. Was mich aber schockiert hat, war nicht der Auftritt an sich, sondern die grobe Unterbrechung eines Menschen, der auf die Bühne rannte, der Sängerin das Mikrofon raubte und irgendwelche Diffusen Botschaften reinbrüllte. Wie er es an der Security vorbei geschafft hat, weiß ich nicht. Aber es hat mich wütend gemacht, das es beim britischen Beitrag passiert ist. Natürlich hat das kein Land verdient, aber ausgerechnet UK? Schließlich erhielt SuRie das Mikro zurück und beendete den Song sehr souverän. Obwohl man ihr die Wut ansah. Das Angebot, nach dem letzten Teilnehmer erneut zu singen, lehnte sie ab. Da sieht man mal wieder, wie stolz die Briten sein können.

DIE ANDEREN LÄNDER diese Jahr waren so vielfältig wie immer. Auf jedes einzeln einzugehen fällt mir jetzt nach der langen Zeit doch etwas schwer. Natürlich habe auch ich einige Lieder im Semi verloren, die gar nicht schlecht waren. Aber das passiert jedes Jahr, also sollte ich mich langsam daran gewöhnt haben. Rumänien gehört zum Beispiel dazu. Ich fand das Lied war mal ein echter Schritt in die richtige Richtung. Vor allem der Text hat mir gefallen. Nur das plötzliche Ende war etwas... naja, plötzlich eben.

Dann gab es Songs, die mich überrascht haben. Und zwar nicht nur durch ihre Künstler, sondern vor allem wegen der Performance. So wie Island zum Beispiel. Erst war es eine langweilige Ballade für mich. Doch in der Live-Version war das Lied auf einmal viel besser und hat sogar kurzzeitig auf meiner Favouriten-Liste gestanden. Leider ist der nett aussehende Isländer auch im Semi hängen geblieben. Ein anderes gutes Beispiel ist Moldau/Moldawien. Das Lied schien mir zuerst eine Art grausame Polka-Pop-Hymne zu sein. Beim Auftritt der Gruppe mit dem Song aber musste ich sogar lachen, so gut habe ich mich unterhalten gefühlt. Eine Performance, an die man sich erinnert, einfach nur, weil sie Spaß gemacht hat.

Der Snack-Tisch von meiner kleinen ESC-Party
DIE MODERATION war durchschnittlich. Schließlich kann man ja nicht erwarten, bekannte Gesichter zu sehen. Und ich selbst kenne keine portugiesischen Nachrichtensprecher oder Fernseh-Leute. Noch nicht einmal diese Schauspielerin irgendeiner amerikanischen Serie, die auch moderiert hat, kam mir bekannt vor. Aber gut, dafür haben sie es ganz ok hinbekommen. Beim Wettbewerb geht es eh viel mehr um die Musik als um die Hosts. Obwohl ich einen gut gehosteten Contest doch gut finde. 2013 ist da das Beste Beispiel - Petra Mede ist unschlagbar als Moderation. Portugal hat als Entschuldigung, das sie zum ersten Mal ausgetragen haben und somit sich vielleicht nicht getraut haben zu viel auf die Schultern der Moderation zu legen. Dafür gab es aber wieder nette Zwischensequenzen, wie man sie halt kennt. Lustige kleine Sketche, die mit der Eurovision zu tun haben. Insgesamt war der Abend (und auch die Semis) sehr unterhaltsam und vor allem spannend. Bis zum Schluss war nicht klar, wer denn jetzt gewinnt.


Damit wären wir im Hier und Jetzt. Israel ist im Moment in der Phase, den geeigneten Austragungsort zu finden. Sendetermine sind auch noch nicht festgelegt und bisher haben nur 19 Länder fest zugesagt. Die meisten anderen kommen immer erst später dazu. Was mir ein bisschen Bauchschmerzen gemacht hat, waren die Boykott-Aufrufe aus einigen Ländern. Diese haben sich aber bis Ende des Jahres, wenn man die offizielle Teilnehmerliste veröffentlicht, wieder verflüchtigt. Wir werden sehen was kommt und ich werde darüber schreiben, sobald es mehr zu wissen gibt. Denn nächstes Mal werde ich definitiv wieder mehr über den ESC schreiben.

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