Montag, 11. Februar 2019

Sunderlands Gedankenwelt: Things not to say - was man als Autor nicht gerne hört

Das Konzept des heutigen Posts stammt nicht von mir, sondern von der BBC. Denn auf der Facebook-Seite von BBC Three gibt es ab und zu Videos unter dem Titel Things not to say, wo bestimmte Leute mit Vorurteilen und falschen Fragen aufräumen und einem sagen, wie sie sich dabei fühlen, diese gestellt zu bekommen (Ein gutes Videos zum Beispiel: Things Not To Say To Someone Who Doesn't Celebrate Christmas). Ich habe schon viele von diesen Videos gesehen und finde es cool, da man die andere Seite dann besser versteht.

Irgendwann nachts (wenn ich oft nicht schlafen kann) ist mir dann mal aufgefallen, das man zu mir als Autor auch schon mehrere Dinge gesagt hat, zu denen ich gerne ein Statement abgeben möchte. Alleine schon, weil ich die selben Fragen oder Aussagen immer wieder höre.

So sehe ich aus, wenn man mir diese Frage stellt...

Mit dem Spruch oben drüber
kann ich mich übrigens
auch identifizieren.
1. Warum bist du noch nicht fertig?
Das kommt vor allem aus der Familie und von den Leuten, die mich schon lange kennen. Immer wieder wird die Frage zwischengeschoben, wenn man sich mal über mein Buch unterhält. Tatsächlich sind viele Leute der Auffassung, das eine Buchidee in einer bestimmten Zeit abgearbeitet sein muss. Das heißt, sobald man seine Idee hat, muss man schnell sein. Das gibt einem das Gefühl gehetzt zu werden, was sich nicht gut anfühlt. Es mag ja Leute geben, bei denen das hinhaut. Ich für meinen Teil möchte es in einer Story vermeiden, allzu viele Logikfehler einzubauen, weswegen ich mir die Zeit nehme, die Geschichte richtig zu formen. Wem das nicht schnell genug geht - so be it! Grundlegend liegt es also daran, das viele Menschen den Entstehungsprozess eines Buches nicht richtig verstehen.

2. Ohne Verlag ist man noch kein richtiger Autor.
Mit so einem Spruch macht ihr euch jeden Autor zum Feind. Denn er zeugt von Engstirnigkeit und Besserwisserei. Nur, weil man vielleicht nicht bei einem Verlag ist, heißt es nicht, das man sich nicht als Autor bezeichnen darf. Ich selbst sage oft Hobby-Autor, obwohl freier Autor es auch treffen würde. Hierbei beziehe ich mich oft auf eine Szene aus Sister Act 2, in der aus einem Buch über Rainer Maria Rilke zitiert wird, das man, wenn man morgens aufwacht und an nichts anderes als ans Schreiben denken kann, ein Schriftsteller ist. Oder Autor. Und so sehe ich das auch. Wer sagt einem denn, das man es nicht wirklich eines Tages schafft, etwas großartiges zu veröffentlichen, das vielen Menschen gefällt. Diese Aussage mindert das Selbstwertgefühl und schürt Ärger und Frust. Beinahe so, als wolle die Person einen nur ärgern. Im Zusammenhang hiermit heißt es außerdem, das man etwas veröffentlicht haben muss, um als Autor zu gelten - hab ich ja, im Internet. Auf meinem Blog. Willkommen auf meiner Seite. Noch Fragen?

3. Wie viele Seiten hast du schon?
Diese Frage geht mir inzwischen gehörig auf den Keks. Denn sie zeigt, wie überaus naiv Menschen denken, wie man ein Buch schreibt. Man fängt vorne an und hört hinten auf, richtig? Nein, FALSCH! Man schreibt manchmal mittendrin weiter, oder man schreibt erst das Ende. Manchmal gibt es mehrere Versionen eines bestimmten Manuskripts (entweder das oder des gesamten Buches) und Änderungen, Änderungen wohin man schaut. Außerdem speichert man nicht den gesamten Text in einer Datei ab. Man teilt das Ganze auf mehrere Dateien auf, nach Kapiteln sortiert zum Beispiel. Somit kann man nicht sagen, wie viele Seiten es sind. Selbst wenn, muss man noch zwischen weiterverarbeitungsfähigem und minderwertigem Material filtern, schließlich ist nicht jeder Text Gold wert oder am Ende wirklich relevant für die Story. Auch hier ist es wieder das Unwissen über die Entstehung eines richtigen Buches der Grund, das Menschen das fragen. Wenn ihr also wissen wollt, wie der Fortschritt aussieht, fragt was anderes, aber nicht das!

4. Das ist gar kein richtiger Beruf.
Ok, das ich das gehört habe, ist schon eine Weile her. Aber es gab eine Zeit, da hat man das oft zu mir gesagt. Wahrscheinlich, um mich zu provozieren. Denn es scheint allgemeiner Glaube gewesen zu sein, das man sich mit dem Schreiben von Büchern allein nicht finanziell über Wasser halten kann. Doch es ist möglich. Zwar ist das Geschäft (wie eigentlich fast jedes andere auch) hart, aber man kann es schaffen, wenn man es richtig macht. Somit scheinen mir diese ganzen Leute sagen zu wollen, das ich etwas falsch mache, bei dem, was ich gerne tue. Mittlerweile hat sich mein Schreibsstil sehr stark verändert und auch verbessert, weshalb ich denke, das ich bestimmt eine Chance bekommen werde. Zwar haben einige bekannte Autoren auch einen richtigen Beruf, in dem sie arbeiten und nur nebenbei schreiben, jedoch gibt es auch welche, bei denen es nichts weiter gibt als das Schreiben. Ich persönlich würde mich auch über eine berufliche Co-Existenz freuen - denn meinen erlernten Beruf mache ich auch sehr gerne.

Ja, genau Gaston. Du mich auch... -.-
5. Heutzutage liest doch gar keiner mehr.
Das sagen dumme Menschen oft. Dumm, weil sie denken, das sie der beste Messwert sind. Sie schließen von sich auf andere und scheren alle über einen Kamm. Allerdings bedeutet der Umstand, das man selbst nicht liest, nicht, das es keiner tut. Sogar viele Leute tun es. Auch junge Leute. Zwar sind Bücher heute von vielerlei Medien wie Filmen und Serien umringt, aber sie spielen immer noch eine zentrale Rolle. Fragt euch doch zum Beispiel mal, wie viele Filme heutzutage eine Romanvorlage haben - das sind nämlich nicht gerade wenige. Deswegen rolle ich bei dieser Aussage nur mit den Augen (na, wessen Handfläche beginnt da zu jucken?) und versuche, besagte dumme Menschen hinter mir zu lassen. Hmm, vielleicht sagen wir auch lieber einfältig, das klingt weniger hart. Schließlich können Worte auch verletzen.

6. Ich guck lieber den Film.
Solche Leute liebe ich, diese richtige faulen Schweine, die glauben, ihnen würden alleine schon bei der Berührung eines Buches die Finger abfaulen. Aber muss ja auch gar nicht, schließlich gibt es ja den Film (in den meisten Fällen) oder manchmal auch eine Serie. Ganz ehrlich: DAS IST KEINE ENTSCHULDIGUNG! Man sollte trotzdem immer die literarische Vorlage mit einbeziehen (das habe ich selbst auch schon bei unzähligen Gelegenheiten getan). Vor allem, da man ja weiß, das die Bücher fast immer besser sind (es gibt nur sehr wenige Ausnahmen). Somit berauben sich einige Leute selbst einer viel besseren Erfahrung, einfach nur aus Faulheit. Solche Menschen ärgern mich. Wenn es Hörbücher wären, ginge es noch, aber so nicht!

7. Ein Buch zu schreiben ist doch nicht schwer.
Wenn etwas diese letzte Aussagen widerlegt, dann doch mindestens 2 Punkte dieses Artikels. Oder mehr. Denn ein gutes Buch zu schreiben braucht Zeit, Hingabe und viel Geduld. Da nicht jeder Mensch alle diese Dinge auf einmal mit sich bringt, ist auch nicht jeder dazu in der Lage, etwas von Wert zu schreiben. Schon aus purer Lustlosigkeit. Zwar gibt es immer wieder Autoren und Bücher, bei denen man sich fragt, wie die es an einen Verlag geschafft haben - aber solange eine große Fangemeinde das ganze liest, ist es erfolgreich. Und es gibt auch immer wieder Menschen, die sich anstecken lassen von dem Hype um irgendein Buch oder eine Trilogie. Aber das ist gerade mal die Oberfläche. Wie viel Bücher werden jedes Jahr veröffentlicht, die ungalant wieder in der Versenkung verschwinden? Und Verlage sind wahnsinnig penibel bei der Suche nach geeigneten Werken für ihr Verlagsprogramm. Grundlinie ist: ein Buch zu schreiben ist nur so lange leicht, solange man sich kein hohes Ziel setzt. Denn ein gutes Buch fließt einem nicht so einfach aus der Hand, auch wenn das bei einigen Autoren so aussieht.

So sieht es aus. Das ist meine Meinung zu häufigen Aussagen, die man als Autor so zu hören bekommt (auf jeden fall geht es mir so). Als kleinen Bonus ist hier noch ein kleiner Tipp für alle, die ehrliches Interesse äußern wollen und dabei nicht in ein verbales Fettnäpfchen treten wollen:

Macht dein Buch Fortschritte?
Das ist eine tolle Frage, denn es ist eine offene Frage - man kann sie auf jede erdenkliche Weise beantworten. Man ist nicht auf eine gewisse Information aus dem Buch-Universum limitiert, man kann ganz einfach und frei irgendwo ansetzen und etwas über seine Arbeit erzählen. So macht eine Konversation auch viel mehr Spaß und man spricht gleich positiver mit seinem Gegenüber. Denn man merkt, der Fragende hat sich Gedanken gemacht. Und vor allem hat er sich auf eine lange und detaillierte Antwort vorbereitet, was ein grundlegendes Interesse bekundet. Mit solchen Menschen, die offen für alles sind, unterhalte ich mich sehr gerne.


Mit einem großen Dank an die BBC beende ich diesen wirklich schönen Post. Das Konzept von Things not to say ist eine tolle Idee, um Probleme in Kommunikation und Wahrnehmung aufzuzeigen und mit Stereotypen zu brechen. Denn nur, wenn beide Seiten wissen, wie sie den anderen am Besten respektieren, hat ein Gespräch seinen Sinn. Somit auf bald, vielleicht kommt mir ja nochmal eine Idee zu einem solchen Post.


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