Sonntag, 24. Februar 2019

Unser Song für Israel: so fand ich den Vorentscheid

Am 8. Januar wurden nicht nur die Teilnehmer des deutschen Vorentscheids bekanntgegeben, sondern auch das offizielle Logo des Contests, das dem Slogan Dare to Dream ergänzen soll. Schon vom ersten Moment an war ich total begeistert von diesem Logo. Denn es ist nach den letzten paar Jahren mal wieder etwas, das die Blicke auf sich zieht. Natürlich ist jedes Logo an sich nicht schlecht, doch manchmal scheint mir das Ganze ein wenig einfallslos...

- Exkursion in die Logo-Geschichte des ESC von 2010 bis jetzt -

Zu Anfang war für mich das Logo nicht wirklich wichtig. 2010 war ok, aber nichts, was ich groß beachtet habe. 2011 hingegen fand ich das Konzept sehr gelungen - was auch daran lag, das ich alles gefeiert habe, weil der ESC bei uns war. Im Jahr darauf war das ganze auch eher unspektakulär.

Die Schmetterlinge in 2013 waren ein Highlight, vor allem bei der Darstellung der Flaggen. Seitdem bin ich auch immer auf der Suche nach dem Logo in speziellem Länder-Design. 2014 war auch ziemlich einfach gehalten. Zwischen 2015 und 2018 schien mir ein Konzept immer wieder durchzukommen: der Kreis. Die Kugel in Wien fand ich noch richtig toll, eines meiner Lieblingslogos. Vor allem wegen der Farbvielfalt. 2016 war ebenfalls rund, aber weniger spektakulär. Auch, wenn ich Pusteblumen eigentlich immer mochte. Als man 2017 wieder ein Logo mit einem Kreis gewählt hat, war ich irgendwie gelangweilt. Zwar war es auch schön, aber immer die gleiche Form zu nehmen ist doch ziemlich eintönig. Das Logo von 2018 war auch ziemlich rund, aber bewegungstechnisch einfach nicht interessant.

Jetzt, in 2019, wurde endlich mal wieder ein Logo geschaffen, das modern wirkt und eine eigene Dynamik hat, an der man sich fast gar nicht satt sehen kann. Man versucht, unbedingt jedes einzelne Detail aufzufangen und auf sich wirken zu lassen.


Schweife ich ab? Ein wenig. Es soll ja eigentlich um den Vorentscheid gehen. Jedoch ist Deutschland für mich immer nur von sekundärem Interesse, da ich Großbritannien oft meine ganze Aufmerksamkeit schenke. So muss ich auch sagen, das die Auswahl von UK mir mehr zugesagt hat, als die deutsche. Trotzdem habe ich mich schon lange darauf gefreut, den Vorentscheid zu sehen. Vor allem da die Songs auch erst an diesem Tag veröffentlicht wurden. Deswegen war ich mir nicht sicher, ob es sich überhaupt lohnt. Eines verrate ich schon mal: gevotet habe ich dieses Jahr nicht.

Eine Sache, die ich wie letztes Jahr sehr lobend fand, war das Votingsystem. Die drei Verschiedenen Teile, aus deren Geschmack sich dann der Sieger ergibt, macht das Ganze schön spannend und gibt einem vorab ein gutes ESC-feeling (Kann sein, das ich sowas ähnliches letztes Jahr schon mal geschrieben habe). Somit erhält man ein bisschen das Gefühl, das der Vorentscheid doch was bringt. Hat er ja letztes Jahr auch.

Zur Moderation sage ich mal: es hätte schlimmer sein können. Das sich Barbara Schöneberger in der Vergangenheit sehr gezwungen fröhlich gegeben hat, lag vielleicht auch ein bisschen daran, das man immer so schlecht abgeschnitten hat. Deshalb schien sie dieses Mal nicht so nervtötend wie die Jahre davor. Linda Zervakis, die seit letztes Jahr den Vorentscheid moderiert, war der angenehme Teil dieses Paares, das dem Abend wohl das Motto BFF gegeben hat. Lustig war es aber. Vor allem, wenn hier und da die ein oder andere spitze Bemerkung kam. Am besten fand ich die Idee, die zwei ins Teleshopping zu stecken. Ob da jemand was kauft?

So, dann jetzt mal zu den Kandidaten selbst:
Die 7 Acts waren abwechslungsreich und vielen Genres vertreten. Jedoch muss ich sagen, das jeder Song für sich vielleicht noch etwas hatte, das ihm gefehlt hat. Mal mehr mal weniger zumindest. Vor diesem Part des Posts graut es mir am meisten, weil Meinung immer so eine Sache ist... deswegen haben ich das Ganze bis heute sacken lassen und mir für diesen Artikel die Studio-Versionen noch einmal angehört.

1. Gregor Hägele - Let me go
Der Song ist radiotauglich, falls das was gutes ist... denn wenn man ihn im Hintergrund spielt, weiß ich nicht, ob man ihn wahrnimmt. Bei dem Live-Auftritt fand ich, das die Höhen nicht ganz passen. In der Studioaufnahme klingt es natürlich gut, aber auf der Bühne hätte er es vielleicht anders machen sollen. Wenn man ihn mehrfach hört, mag ich ihn. Vielleicht höre ich den Song in nächster Zeit öfter. Schade, das er mich Live nicht überzeugen konnte.

2. Aly Ryan - Wear your Love
Auffallend ist der Beat eigentlich schon, was ich hier etwas störend finde, ist das der Text sich nicht wirklich in die Tiefe begibt. Das meiste wiederholt sich. Ist zum Mitsingen bestimmt praktisch, aber fordert mich persönlich nicht unbedingt. Positiv ist einfach, das es keine Ballade ist. Der Live-Auftritt ist mir nicht mehr im Gedächtnis, was mir die Frage aufdrängt, warum eigentlich? Hab ich vielleicht einfach das Interesse verloren?

3. Makeda - The day I loved you most
Gefühlvolle Stimmen sind beim ESC oft vorhanden, somit hätte sich Makeda als eine von vielen rausgestellt. Bei solchen Songs bekomme ich das ungute Gefühl, das man versucht, alte Erfolgskonzepte zu recyceln. Denn irgendwie muss ich bei diesem Song an unseren letzten Beitrag denken - vielleicht eine unbewusste Assoziation. Genauso wie (während ich die Studio-Version höre) der Gedanke, das auch Adele dieses Lied hätte singen können, was es irgendwie gut macht. Stellt euch das mal vor.

4. BB Thomaz - Demons
Der Song gefällt mir auch persönlicher Ebene einfach nicht. Der Auftritt Live war gut performt, auch die Vocals klangen sehr professionell, aber ich finde es einfach nicht schön. Auch das angedeutete Schimpfwort im Text, das ja nicht gesagt werden darf und daher eine Lücke hinterlässt, stört mich irgendwie. Jedes Jahr gibt es was, was einem nicht gefällt, meins ist dieses hier. Wäre aber auch langweilig wenn einem alles gefiele.

5. Lily Among Clouds - Surprise
Leider muss ich hier teilweise an den Australischen Beitrag denken, der mir nun wirklich nicht gefällt. Keine Ahnung warum, aber es ist so. Stellenweise ist das Lied auch gut, aber nicht durchgängig. Die Rauheit in ihrer Stimme ist ein ganz interessantes Element, das vor allem auch Live funktioniert hat. Irgendwie ein bisschen Lana Del Rey (hat das in der Sendung nicht auch einer gesagt?). Experimentell würde ich sagen.

6. Linus Bruhn - Our City
Der Text in diesem Song erinnert mich an eine Debatte über den Song Freaks aus dem britischen Vorentscheid, bei dem bemängelt wurde, das das Wort Soccer benutzt wurde, was eigentlich eher in Amerika als in UK üblich ist. Und somit die Harmonie stört. In diesem Song habe ich ein ähnliches Erlebnis bei dem Wort Cellphone, das ja auch amerikanisch orientiert ist - vielleicht war mobile phone zu sperrig. Der Song klingt nicht schlecht, frisch und aktuell. Aber wenn ich den Backing Track höre, finde ich, das ein deutscher Text besser passen könnte.

7. S!sters - Sister
So, unser Beitrag kommt nun unter die Lupe. Denn dieser Song wurde ja jetzt gewählt. Das Thema des Songs, Schwestern, erinnert mich an Frozen - Elsa und Anna vertreten also Deutschland beim ESC. Der Gesang gefällt mir ganz gut (ich fand es sehr schön menschlich, das sie bei ihrer Sieger-Perfomance durch die Freude manchmal etwas gepatzt haben - so sieht echte Freude aus). Aus der Selection rauszustechen wird trotzdem schwer. Denn bei 41 anderen Songs scheint mir unser Beitrag eher in der Mitte zu liegen - ja, ich weiß, es sind noch nicht alle Beiträge bekannt. Aber ich schätze es so ein.

All diesen Meinungen zum trotz war es mir während der Sendung einfach nicht möglich, einen wirklichen Favoriten zu finden. Also für mich persönlich. Wer mich kennt, weiß, das ich gerne einen männlichen Vertreter gehabt hätte. Den Frauen gab es zwischen 2012 und 2017 genug für Deutschland. Schlimm finde ich einfach nur, das die Songs so sehr zum vergessen taugen. Nachdem sie einmal komplett performt und dann in unzähligen Schnelldurchläufen (so kriegt man eine Sendung auch in die Länge, ohne zu viel Geld auszugeben) gezeigt wurden, war mir trotzdem nichts geblieben, an dem ich hätte gefallen finden können. Denn ich war nicht dazu in der Lage, eine Verbindung zu der Musik zu schlagen, die man mir (und dem Rest Europas) da präsentiert hat.

2019 Logo

Abschließend bin ich aber so fair, den S!sters mit ihrem Song viel Glück in Tel Aviv zu wünschen. Denn vielleicht schaffen sie es ja, einen zu Überraschen. Da die Deutschen ja von Natur aus gerne Meckern, würde ich ihnen eine Platzierung gönnen, die gut genug ist, um der gesamten Mecker-Gemeinde einmal über den Mund zu fahren. Wir werden wahrscheinlich nicht gewinnen, aber das ist auch nicht das Wichtigste - sondern die Musik. Und das sollten wir an dieser Stelle nicht vergessen.

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