Freitag, 12. April 2019

Sunderlands Gedankenwelt: Schreiben mit Gefühl

Es gibt Menschen, die schreiben für Erfolg. Und dabei ist es ihnen egal, was sie schreiben, solange es Geld in die Kassen spült. Zwar hoffe ich es inständig das nicht, jedoch wird wahrscheinlich trotzdem das ein oder andere Buch aus dieser Kategorie in meinem Regal stehen. Und wenn man mal schaut, wer und was heute alles veröffentlicht wird - dann geht dieses Konzept auf.

Ich für meinen Teil bin ein Mensch, der das schreibt, was in ihm vorgeht. Manchmal setze ich mich bewusst an andere Dinge als Nightmare Forrest, gerade, um die aktuelle Emotionslage darin zu festigen. Denn dann entstehen meistens sehr gute Texte. Natürlich ist das einer der Gründe, warum ich nicht einfach an einem Projekt arbeiten kann, sondern immer mehrere gleichzeitig laufen habe. Ich vertrete als Autor einfach die Einstellung, das man Kreativität nicht in Flaschen abfüllen und bei Bedarf einschenken kann.

Als ich Nightmare Forrest entwickelt habe, ging es mir eigentlich darum, unbedingt diese Art von Geschichte erzählen zu wollen. Es war eine Mischung aus Faszination und einem großen kribbeln in den Fingern. In den darauf folgenden Jahren war meine Motivation aber manchmal negativ geprägt. Ich habe oft Wut und Hass verarbeitet, in dem ich mich an meine eigene Horror-Story gesetzt habe. Das lag meistens an den Menschen um mich herum und wie sie mich behandelt haben. Schreiben war einfach die bessere Alternative dazu, jemandem eine Tastatur durch das Gesicht zu ziehen. Ich halte nämlich nichts von körperlicher Gewalt, auch, wenn sie in meinen Geschichten bestimmt oft vorkommt. Und in meinem persönlichen Hollywood, auch Kopf-Kino genannt.

Wenn ich mich etwas einsam fühle oder traurig bin suche ich nach etwas leichtem, das mich aufheitert. Hierzu fällt mir als erstes Richard O'Neill ein. Zur einen Hälfte spannend, zur anderen lustig, ist mein Hobby-Detektiv mir schon mehrfach zur Hilfe gekommen, wenn ich down war. Selten habe ich dann auch einfach etwas neues angefangen, in dem meine aktuelle Situation in irgendeiner Form eine Rolle gespielt hat. Danach habe ich mich auch besser gefühlt, denn sobald man etwas aufschreibt, verlassen diese ungesagten Worten zu einem gewissen Anteil den Kopf.

Die Grundlage, auf der sich Emotion und Idee treffen, kann aber auch den anderen Weg nehmen. Und zwar, das ich mich schlecht oder euphorisch fühle und dann eine Idee auftaucht, die ich direkt umsetzen möchte. Ohne mir ein bestimmtes Genre zu nehmen. So entstehen wieder neue Buchideen - oder einfach nur Manuskripte. Kleine Schreibübungen, wenn man so will. Und manchmal finde ich sogar einen Weg, diesen eigentlich komplett zusammenhanglosen Text in eine Geschichte einzufügen und er passt. In der Vergangenheit ist das zwar selten vorgekommen, aber das macht eine Geschichte ja nicht schlechter.

Vor ein paar Jahren ist durch das Schreiben mit Gefühl eine unfertige und fragmentarische Story entstanden, in der ich bestimmte Gefühl gegenüber einer Person verarbeitet habe, mit der ich ein Problem hatte. Der Stil dieser Geschichte, die sprachlichen Bilder und Schwere der Emotion ist stellenweise so genial, das ich manchmal mit dem Gedanken spiele, das Ganze Verlagsfähig zu machen. Jedoch ist es so persönlich, das ich bisher oft gesagt habe: Es bleibt eine Story nur für mich. Mit der ich mir selbst zeigen kann, das das Aufschreiben der eigenen Gefühle einem eine Hilfe sein kann. Eine sehr große Hilfe.

"Ich schreibe, was ich fühle."
Jade West hat es genau erfasst.

All dem zum Trotz ersetzt das Schreiben nicht den Austausch mit Freunden oder Familie, wenn man etwas hat, das einen bedrückt. Etwas zu notieren dient erstmal dazu, die Gedanken und Gefühle aus dem Kopf zu bekommen, bevor er platzt. Jedoch ist man mit seinen Ansichten dann immer noch alleine. Man braucht den Input einer vertrauten Person. Somit ist das Schreiben mit Gefühl nur der halbe Weg, den man gehen kann. Viele Leute machen es als Tagebuch - ich erfinde Geschichten. Das mache ich auch (aber nicht ausschließlich) um meinen Frust, meine Angst, meine Unsicherheit, meine Wut, mein Unverständnis und viele weitere Emotionen, die mir von zeit zu Zeit das Leben schwer machen, in etwas produktives und nützliches zu verwandeln.

Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt hat, kennt den Weg, den ich gekommen bin. Von meinem Beginn bis jetzt habe ich viele Erfahrungen gesammelt - gutes und schlechte - und sogar eine Berufsausbildung abgeschlossen. In einem Beruf, den ich gerne mache, und das jeden Tag. Also müsste ich ja eigentlich zufrieden sein.

In letzter Zeit beschleicht mich immer mehr das Gefühl, mein Leben sei vollgestopft. So viele Dinge, an die ich denken muss, die ich beachten muss und so weiter. Dabei bleibt mir irgendwie das wohlfühlen auf der Strecke. Mein Schlafrhythmus ist seit einigen Wochen auch nicht mehr der Beste und ich sehne mich nach etwas anderem als dem, was ich im Moment habe. Als bräuchte mein Verstand ein bisschen mehr Abenteuer.

Diese Gemütshaltung wirkt sich auch auf meine Arbeit als Autor aus. Oft fehlt mir die Motivation, etwas zu Papier zu bringen. Ich kann einfach nicht zwanglos arbeiten, als wäre mir das Talent zu entspannen abhanden gekommen. Es gab Zeiten, da konnte ich mich einfach hinsetzen und etwas schreiben, da gingen mir viele Ideen durch den Kopf. Doch heute will mir einfach nichts einfallen. Mein Denken ist so sehr auf meinen Alltag fixiert, das ich an das wichtige dahinter gar nicht mehr drankomme. Leider fehlt mir die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken.

Jetzt könnte man natürlich sagen, es ist einfach eine Schreibblockade. Aber ich muss mich beim schreiben wohlfühlen. Und wenn ich quasi dieses Gefühl im Nacken sitzen habe, das mein Alltag mich nicht loslässt, dann kann ich nicht entspannt schreiben. (Entwurf "Veränderung gesucht" 11.09.18)

So etwas kommt zum Beispiel dabei heraus. Der Post selbst ist nie veröffentlicht worden, aber ich fand diesen Ausschnitt als passend zu diesem Thema hier. Wenn ich mal nicht aufschreibe, was in meinem Kopf passiert, dann liefert sich mein Kopf-Kino einen erbitterten Kampf mit meinem Verstand. Jeder kennt ja dieses ich führe in meinem Kopf Gespräche, die in Echt nie so passieren werden. Das habe ich auch, sehr intensiv sogar. Das hilft zwar manchmal beim Geschichten schreiben, stört aber unheimlich beim abschalten. Somit ist es Fluch und Segen zugleich.

Ich hoffe ich konnte in diesem Post ein wenig darstellen, wie ich das mit dem Schreiben mit Gefühl meine. Vielleicht erkennt sich ja auch der ein oder andere Leser darin wieder. Das Thema ist auf jeden Fall allgegenwärtig, wenn es um meine Arbeit geht. Und die ist mir sehr wichtig. Denn ohne meine Geschichte, was wäre ich dann?

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