Dienstag, 21. Mai 2019

EuroVision Song Contest Tel Aviv 2019 - Recap

Mit großer Vorfreude und Spannung habe ich am Samstag das große Finale des Eurovision Song Contest verfolgt - zum vierten Mal in Folge mit meinen Cousinen zusammen. Sogar die jüngste (5) hat etwas mit geschaut, bevor sie nach Hause musste. Wir alle konnten kaum erwarten, diese bunte Welt der Musik zu konsumieren. Nebenbei habe ich immer wieder durchgesagt, wie meine Cousinen die Songs beim ersten hören bewertet haben. Ab und zu waren sie ziemlich überrascht, was zeigt, das ein Live-Auftritt noch was bewirken kann. Nur ein oder zwei Mal sagte Leo "darf ich einen Punkt abziehen?". Besonders gefallen haben die Songs aus Frankreich, UK, auch Deutschland, Tschechien und noch weitere wie die Schweiz, lediglich San Marino und Island waren so schlimm wie befürchtet. Zwischendurch haben wir uns mit einigen Knabbereien versorgt und darüber sinniert, wessen Auftritt gut war, und wessen nicht. Sogar meine Oma, die zwischendurch mal eingeschaltet oder vorbeigeschaut hat, fand Island grausam und mochte den deutschen Beitrag.


Wie jedes Jahr fand ich die Postcards richtig gut gemacht. Die Tanzeinlagen der Künstler waren toll anzusehen und ich hoffe, das man sich im nächsten Jahr etwas ähnliches einfallen lässt. Die Moderatoren waren mir sympathisch, nur fand ich dieses Jahr hatten sie nicht so viele komische Einspieler wie in den Jahren zuvor - also war der Contest etwas ernster als sonst. Vielleicht wollte man nicht so von den Songs ablenken. Und außerdem war das andere, was geboten wurde, auch ganz nett. Natürlich fand ich, das die Performances viel zu schnell vorbei waren. Und das bei 26 Songs. Die grafische Umsetzung der Flaggen und die Grundform des Dreiecks im Logo hat mir dieses Jahr besonders gefallen. Das Auge hatte endlich mal wieder was zu schauen und auch, wenn andere vielleicht nicht zustimmen, dieser Jahrgang war stärker als der letztes Jahr.

Stimmenverteilung
Mit Beginn der Voting-Phase bin ich dieses Jahr nicht nach Hause gelaufen, um zu Voten. Dazu hatte ich einfach nicht die Energie. Ich war früh aufgestanden und fühlte mich etwas unwohl. Zum Glück habe ich trotzdem genug stimmen verteilt. Denn seit Anfang des Jahres habe ich ein neues Handy. Das Alte habe ich ebenfalls behalten. So konnte ich von beiden Handys meine SMS verschicken. Auf dem neuen Handy (einem Smartphone) habe ich zum ersten Mal über die App gevotet. Das ist viel einfacher und geht schneller. Das werde ich wohl jetzt jedes Jahr so machen.

Die meisten Votes haben UK und die Niederlande bekommen, der Rest meiner Favoriten aber hat mindestens zwei pro Act erhalten. 40 Stimmen verbraucht - passt. Ich fand die Voting-Phase dieses Jahr ungewöhnlich lang (man sprach glaube ich von ca. 50 Minuten), sonst war ich der Meinung, sie wäre schneller vorbei gewesen, innerhalb mehrerer Minuten. Anscheinend erfordert das neue System, das man so viele Anrufe wie möglich verzeichnen kann. Sollte man das immer so handhaben, werde ich nächstes Mal vielleicht wieder flitzen, um noch ein paar Stimmen mehr zu vergeben.

Madonna - was war das?
Einer der Meisterwartetsten Auftritte während der Voting/Auszählphase war der von Pop-Ikone Madonna. Während ich das Sing meinen Song-ähnliche Titeltauschen einiger ehemaliger ESC-Sieger noch cool fand, und Nettas neuen Song Nana Banana irgendwie witzig, war ich spätestens bei Madonnas aktueller Single sehr... verstört. Zuerst hat sie ihren Hit Like a Prayer performt, den ich eigentlich sehr mag. Da ich den Text kenne und mitgesungen habe, ist mir erst gar nicht aufgefallen, wie müde und unkontrolliert die Stimmen der Sängerin klang. Bei dem Song Future (oder wie er heißt) kamen noch so Stimmverzerrer zum Einsatz, wohl um den Unklang ihres Gesangs zu kaschieren. Und dafür gibt ein Israelischer Milliardär so viel Geld aus? Sogar in den Kommentaren waren viel enttäuscht von diesem Auftritt - meine Mutter rief mich an und fragte, ob das ihr ernst war, sowas einen Auftritt zu nennen. Sie hat früher gerne Madonna gehört, als ihre Musik noch gut war. Ich kann das verschmerzen, ich habe ihrer Anwesenheit sowieso keine große Wichtigkeit beigemessen. Das Einzige, was mich beruhigt, das so zumindest keiner schreiben konnte "das ist besser als die anderen Songs, kann man dafür voten". Was ein Karriereknick.

Der Titeltausch zwischen Mans, Conchita, Verka Seduchka und der Zypriotin von letztes Jahr (ich muss ihren Namen erst recherchieren) war lustig und interessant, vor allem als Eleini das Lied von Verka gesungen hat - das war ein echtes Highlight. Auch die anderen Intervall-Sequenzen waren nicht schlecht, allen voran Netta und ihr Song Nana Banana. In einem Tweety-gelben Outfit klärt sie uns darüber auf, das sie macht, was immer sie Lust zu machen hat. Kein Hit, aber ein lustiges Lied, das auf einer Party mit bestimmtem Pegel bestimmt auch für gute Laune sorgen kann. Meine Oma findet sie sonderbar, meine Mutter kritisiert ihre Kleidung. Warum auch immer...

Jury- und Tele-Votes
so sah es nach den
Jury-Votes aus
Nach der für mich sehr langen Voting-Phase, dem Schließen der Leitungen und dem Intervall ging es endlich ans eingemachte - die Punkte. Wer wird den ESC 2019 gewinnen? Während der Jury-Votes habe ich oft nach uns und UK Ausschau gehalten und gehofft. Und mit jedem Land, das seine Jury-Punkte vergab, sankt meine Hoffnung ins Bodenlose. Gelegentlich mal ein paar Punkte für uns, sehr sporadisch bei UK. Am Anfang war Russland weit oben, dann übernahm nach einiger Zeit Nord-Mazedonien das Feld. Vieles sah nach einem Sieg aus, Am Ende der Jury-Punkte war Schweden oben, Nord-Mazedonien auf Platz 2. Als Urban nach Ende von Phase 1 erklärte, wie man jetzt weiter verfahren wird, war ich positiv aufgeregt, denn es klang nach einer echten Chance, das Deutschland nicht direkt als schlechtestes Land benannt wird (so wie es in 2016 glaube ich war). Die Liste wurde von unten nach oben abgegrast, die Punktezahlen waren mal höher, mal niedriger. Jetzt weiß ich nicht, was mich schlimmer getroffen hat: die 0 Punkte des Televotes für uns, oder die läppischen 3 Punkte für UK. Als Bar Rafaeli sorry sagte, blieb mir fast das Herz stehen - gefolgt von einem Schrei gegen den Fernseher. Ob das ihr ernst sei? 0 Punkte? Als UK schließlich nur 3 erhielt, hatte ich meine Hoffnung auf einen Überraschungssieg für Michael Rice aufgegeben. Armer Junge.

Der Rest war zwar noch spannend, jedoch hinterließ mich das eigene Ergebnis paralysiert. Gegen Ende waren dann nur noch 4 Länder übrig und ich drückte die Daumen, das wenigstens ein guter Song den Abend für sich entscheidet. Schweden hätte ich einen Sieg zum Beispiel weniger gegönnt - schließlich haben sie, seit ich 2010 angefangen habe, den Contest zu verfolgen, bereits 2 Mal ausgetragen. Als schließlich die Niederlande feststand, war ich doch glücklich damit. Trotzdem hielt die Betäubung über diesen ESC-GAU an. Bis heute, um ehrlich zu sein. Laut dem Wikipedia-Artikel, der kurz nach dem Contest bereits existiert, haben einige Länder bereits für nächstes Jahr wieder zugesagt. Auch wir. Es gibt sogar schon mehrere Städte zur Auswahl, was die Austragung betrifft. Was das betrifft, werden wir allerdings noch mehrere Monate warten müssen. Sollten die Daten für nächstes Jahr zügig erscheinen, notiere ich mir das schon mal in meinem Kalender. Und ich gebe sie auch hier bekannt, sobald sie feststehen.

Haters gonna hate!
Das Gesamtergebnis
Am Morgen nach dem Finale machten sich viel Deutsche auf eurovision.de Luft, ihrer Meinung nach war das abzusehen und der NDR sollte entweder bessere Künstler schicken, oder einpacken. Andere häufige Kommentare wollten die Abschaffung der Jurys, das Antreten von Deutschland im Halbfinale oder gar eine komplette Quittierung des ESC. Aber ganz ehrlich - diese Kommentare sind jedes Jahr die gleichen! Und die kommentierenden wahrscheinlich auch. Wenn ich jetzt mal von mehreren eklatanten Verstößen gegen die deutsche Rechtschreibung absehe, dann schockiert mich die Kommentar-Sektion gar nicht mehr. Die Jurys werden bleiben, da gibt es nix zu rütteln. Ja, Deutschland sollte es mal in einem Semi probieren. Und einfach nicht mehr mitmachen? Dann würden wir ja zeigen, was für schlechte Verlierer wir sind! Seit Jahren gibt es Länder, die nicht im Finale sind (zum Beispiel Montenegro), die trotzdem immer wieder dabei sind, weil sie es gerne machen. Und einige andere haben auch mal Glück und schaffen es doch (so wie die Schweiz oder *ugh* San Marino dieses Jahr) mal ins Finale. Und Länder wie Italien dieses Jahr zeigen, das man auch als Big-5-Land gute Chancen haben kann.

Auf der internationalen Seite eurovision.tv hingegen wird zwar auch gegen die Jurys gehetzt, aber dort sind die Diskussionen etwas mehr darauf fokussiert, das zum Beispiel Norwegen sabotiert worden sei (diese haben das Tele-Vote gewonnen) und der eigentliche Sieger sei. Zwischen den vielen Glückwünschen an die Niederlande argumentieren viele für oder gegen manche Länder, Punkte und Platzierungen. Nur wenige vernünftige Stimmen finden eine Berechtigung für die Existenz der Jurys. Diese haben sie wohl auch. Immerhin, ohne Jury hätte Deutschland wieder mal gar keine Punkte. Was man gesamt sagen kann: Man wird es nie schaffen, mit einem Siegersong ALLE Menschen zufrieden zu stellen. Und auch hier neige ich dazu zu sagen, das es wohl die gleichen Kommentare sind, die sie jedes Jahr schreiben - obwohl ich das auf der internationalen Seite nicht wirklich im Auge habe.


Das Fazit
Insgesamt habe ich den Contest aus Israel sehr genossen. Die Semi-Finale, das große Finale, die Moderation, die Acts, die Location - alles war super und hat mir gefallen. Das einzige, was den Moment getrübt hat, waren das Abschneiden von Deutschland und UK - sogar mit dem Sieger bin ich zufrieden, der steht ja auf meiner Liste. Das Feld war aufregend und hatte gute Songs, was die höhere Anzahl an Favoriten gegenüber dem letzten Jahr erklärt. Eine Ablenkung vom tristen Alltag und dem Ernst des Lebens. Sowas braucht man ab und zu. Und jetzt werde ich mich meiner PED hingeben und jeden Tag nachschauen, ob es was neuen über Netherlands 2020 gibt.

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