Mittwoch, 12. Februar 2020

ESC 2020: Also doch kein Vorentscheid?

Für mich markiert 2020 eine ganze Dekade Eurovision. Seit 2010 verfolge ich den Wettbewerb - 10 Jahre, 10 Contests, 10 Cds im Regal. Jetzt folgt der elfte Contest und ich bin gespannt. Seither gab es eigentlich immer einen Vorentscheid, bei dem der Song und der Künstler erwählt wurden. Ok, den von 2010 habe ich nicht gesehen und 2011 war ein Sonderfall, weil Lena gucken wollte, ob sie ihr niedlich-Image in Europa schon vollends ausgereizt hatte. Ab 2012 habe ich, wenn ich mich nicht sehr irre, alle Entscheidungen gesehen. Doch jetzt soll damit Schluss sein.

Am Montag trällerte der zugekokste Discohamster Babsi  mitde Schöneberge in einem Video in den sozialen Medien darüber, wie es denn nun aussieht. Und dabei fällt der Satz, den Vorentscheid gibt es nicht mehr. Ok, das ist eine Information. Aber wie geht es weiter? Des weiteren erfahren wir, das die Jurys intern aus einem riesigen Wust an Künstlern/Liedern das angeblich beste Rezept herausgepickt haben. Mehr gibt es aber noch nicht, denn es soll trotzdem noch eine Sendung geben, in der unser Act für Rotterdam dann vorgestellt wird.

Soviel zum Grundwissen. Jetzt habe ich aber, wie immer, ein paar Fragen, die ich einfach mal an meine kleine aber feine Leserschaft richte: Was da los???

Klar, ich war auch oft unbegeistert von 85 % der Vorentscheidsteilnehmer. Das schlimmste, woran ich mich erinnern kann, war die Teilnahme von VoxxClub vor ein paar Jahren - auch wenn sie zum Glück nicht das Ticket erhalten haben. Und natürlich KümmertGate von 2015. Aber es gab auch tolle Songs, die dann aber einem angeblich besseren Acts weichen mussten. Ebenfalls 2015 hätte ich viel lieber Alexa Feser nach Wien gekarrt, als die Zweitplatzierte Ann-Sophie, die zwar nicht untalentiert ist, aber einfach nicht gepasst hat. Viele meinen nun bestimmt: der mag doch englisch so sehr, warum ein deutsches Lied bevorzugen? Weil ich Vielfalt gut finde, darum. Nicht, das ich größere Chancen für einen deutschen Text sehe, aber es wäre einfach mal was anderes. Und Fesers Song war unglaublich toll damals. Ich habe ihn mir schon lange nicht mehr angehört - sollte ich mal wieder tun. Und ich plane auch gleich mal einen Artikel über deutsches Liedgut, das mir tatsächlich gefällt. Aha, so macht man also Content :P

Auf der deutschen ESC-Seite hagelt es natürlich wieder Kritik an diesem Verfahren. Viele verstehen nicht, wieso ausgerechnet wir (die Zuschauer) der Krux an der Sache sind. Dazu muss ich aber eines wirklich zugeben: Über die letzten 5-6 Jahre hat der NDR/Schreiber (der Unterhaltungskoodinator) immer wieder versucht, es gut hinzukriegen. Und nach jedem Mal rieselte es mehr Kritik als es hierzulande Schnee an Weihnachten gibt - wenn es so wäre, hätten wir Wetter wie in Kanada. Da kann ich mir gut vorstellen, das er gesagt hat: "Fuck it, wir lassen die Meckerfritzen jetzt außen vor, die sind eh nie zufrieden." Und das finde ich eigentlich gar nicht schlecht. Klar, ich mag es, über den deutschen Vorentscheid zu schreiben, es ist halt teil der Saison. Da ich auch nicht die Möglichkeit habe, andere Vorentscheide zu schauen (sondern dort lediglich einige Songs zu hören), war das für mich auch immer ein wichtiges Ding. Doch ich kann auch gut ohne leben. Wirklich. Aber das Publikum ist auch nicht Schuld, wenn einem außer einer Wahl zwischen Pest und Cholera nichts anderes bleibt. Kann man so und so sehen.
Eine letzte große Sache, die ich nun nicht nachvollziehen kann: Wozu brauchen wir dann eine 45-minütige Show, dessen Titel voll nach Vorentscheid klingt, die den Act präsentiert? Schließlich könnten sie auch einfach wieder ein Video auf Instagram und Co veröffentlichen. Wer braucht bitte 45 Minuten, um einen Song vorzustellen??? Ich kann mir nur vorstellen, das in der Sendung detailliert aufgeklärt wird, wie die ganze Sache eigentlich gelaufen ist. Wunschdenken? Vielleicht. Oder aber wieder kriegen einen Abriss von allen Acts, die wir besser finden, aber den Experten nicht richtig gepasst haben. Das wäre aber keine gute Show.

Weitere Gedanken gehen in die Richtung: Hat der NDR aus 2018 nix gelernt, wo sie einen Künstler hatten, der sein Lied selber geschrieben hat? Muss man weltweit nach Songs suchen? Gibt es hier in Deutschland niemanden, der das gut kann? Und spielt das überhaupt eine Rolle, da der 2010er Song sowieso von Amerikanern erschaffen wurde? Nehmen die Deutschen das Ganze einfach zu ernst und vergessen den Spaß dabei? Hat sich das Publikum den Ausschluss selber zuzuschreiben? Wird das System mit den Jurys funktionieren? Muss es das überhaupt? Und hat der letzte Beitrag nicht bewiesen, das Experten auch nicht immer alles wissen, als die Sisters einfach hinzugefügt wurden? Wow, was eine Gedankenkette.

Logo des ESC 2020
mit dem Motto Open Up
Na ok. Also kein Televoting für den deutschen Beitrag. Keine Schnelldurchläufe. Nur Babsi und ein Act, der vielleicht oder vielleicht nicht gut abschneidet. Und 45 Minuten Sendezeit. Immerhin bin ich trotzdem gespannt genug, um die Sendung zu schauen. Ausgestrahlt wird das Ganze am 27. Februar auf ONE ab 21:30. Wer wissen möchte, wozu eine Song-Präsentation eine Dreiviertelstunde braucht, schaltet ein. Ich konzentriere mich erst auf die ganzen Songs, wenn alle Teilnehmer feststehen. Soweit ich weiß verzichtet auch UK auf einen Vorentscheid. Hmm, dann schicken sie hoffentlich trotzdem ein gutes Lied. Obwohl das jetzt nach dem Brexit wohl eh keine Rolle mehr spielt. Was ich damit meine. Vielleicht erläutere ich das in einem weiteren Artikel (noch mehr Content, wow). Egal, wie es auch kommen mag. Ich freue mich auf den ESC in Rotterdam, auch, wenn ich leider nicht persönlich dabei sein kann.

für weitere Informationen besucht einfach die offizielle deutsche Seite eurovision.de

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