Donnerstag, 23. April 2020

Sunderlands Gedankenwelt: Gedächtnispalast aus Blöcken

Ein Post über die Nachbauten meiner Buchschauplätze in Minecraft und ihr Nutzen beim Schreiben.

Seit Sherlock ist die große weite Welt bestimmt mit dem Konzept eines Gedächtnispalastes vertraut. Ich nutze diese Technik in einer Art Abwandlung der eigentlichen Weise. Denn leider habe ich nicht die gleiche Begabung, Dinge logisch in meinem Gedächtnis zu sortieren wie der intelligente Detektiv. Aber ich habe meinen eigenen Weg gefunden...

Ich bevorzuge die JAVA-Edition

Schon seit Jahren betreibe ich dieses Spiel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seit ich Minecraft spiele (und das tue ich wahrscheinlich seit ungefähr 2011 oder so, genauer weiß ich es nicht), habe ich damit begonnen, die Schauplätze meiner Geschichten nachzubauen. Hier im Blog kann man natürlich einen kleinen Blick auf einige Bilder werfen, berichtet habe ich davon zuvor auch bereits. Jetzt will ich näher darauf eingehen, wozu. Oh, und übrigens will ich in den kommenden Wochen neue Bilder zur Veranschaulichung hochladen und plane sogar mal ein Video zu machen. Seid also gespannt!


Mein erstes Projekt in dieser Richtung war der Bau von Revenge Manor. Wer aufgepasst hat, weiß, das dies der Titel des zweiten Teils der Nightmare-Forrest-Reihe ist und sich auf ein gleichnamiges Gebäude bezieht, in dem ein Teil der Handlung spielt. Zwar hatte ich gewisse Bilder im Kopf, wie das Haus aussehen soll (durch Szenen aus dem ersten Teil, die inzwischen verworfen und teilweise verschoben worden sind), doch leider erreichte ich eine Grenze, die mir weitere Einblicke verwehrte. So beschloss ich, zuerst aus Spaß, das Ganze in Minecraft nachzubauen. Und ich sage euch: es war nicht einfach. Gerade, weil ich ein Perfektionist bin und alles genau passen und stimmen muss. Die Blöcke mussten die richtigen Farben haben, dann musste ich auch noch das Licht richtig setzen - ich habe Unmengen von Redstone verbaut, um das Licht ein- und ausschalten zu können. Für den Effekt. Deswegen, und auch aus anderen Gründen, hat die eigentliche Umsetzung bestimmt Jahre gedauert (wieder kann ich es nicht genau belegen).  Inzwischen ist das Projekt abgeschlossen, auch, wenn ich manchmal noch einige Designs ausprobiere und neue Blöcke, die ins Spiel kommen, in das Gebäude setze, sofern sie zum Ton des Ganzen passen.

Vorderansicht von Revenge Manor

Während des Baus von Revenge Manor begann ich ebenfalls mit einem noch viel größeren Projekt. Denn der erste Teil spielt ja zu über 90% in Forrester Village. Genauer noch, im Hotel Archer's Lane. Dieses brauchte ich natürlich auch, um mir gewisse Dinge zu veranschaulichen. Das betrifft zum Beispiel die Zimmeraufteilung. Es ist wichtig zu wissen, welche Figuren in welchen Zimmern schlafen und auf welchem Stockwerk sich dies befindet. Mehr noch, nachdem ich begonnen hatte, kam irgendwann der Rest von Forrester Village mit auf die To-Do-Liste. Während das Archer's Lane inzwischen nahezu fertig ist (ich will die einzelnen Zimmer noch einrichten und beschriften), ist das Dorf noch lange nicht abgeschlossen. Im Januar diesen Jahres, während ich meine BONES-DVDs angeschaut habe, habe ich schon mal das lokale Museum gebaut, das ich in der Geschichte für zwei oder drei Szenen brauche. Das Konzept für Forrester Village ist auch schon da; damit meine ich die Position der Häuser, in denen die Bewohner leben. Aber ich muss noch alles bauen und auch noch Erde ausheben, um den See, der sich beim Dorf befindet, ebenfalls nachzustellen.

Beim Bau dieser Orte geht es für mich auch um Dinge wie Logik und Proportionen. Denn wenn ich einen Raum nicht richtig in ein Gefüge aus anderen Zimmern einfügen kann, wenn ich es in Minecraft baue, dann muss ich es auch im Buch so beschreiben, das es für das innere Auge des Lesers machbar erscheint. Sonst sitzt er da und fragt sich eher, wer dieser Architekt war, der die Wände schief hingestellt hat - und nicht, wer der Mörder ist. Es reißt einen aus der Geschichte, und das will ich vermeiden.  Am schlimmsten beim Bau des Archer's Lane waren wirklich die Proportionen der Zimmer. Ganz lange war ich damit unzufrieden, inzwischen passt es ganz gut. Natürlich kann ich mich nicht nach allem richten, denn z.B. die Lichtverhältnisse im Spiel entsprechen nicht denen der echten Welt. Deswegen nutze ich oft den Trank Night Vision (ich baue ja im Kreativ-Modus), damit alles hell ist. Sonst bräuchte ich seeehr viele Fackeln.

Für die Zukunft plane ich noch mindestens zwei weitere Bauten: Das Haus von Richard und Erin aus der Richard O'Neill-Reihe und ein Anschauungsmodell von Mirror House, dem Anwesen aus Realm of Lost Mirrors. Hierbei brauche ich das Ganze sogar zweimal. Ob noch weitere dazu stoßen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. Fakt ist: ich baue gerne. Vor allem, wenn ich dann die Gelegenheit habe, die gleichen Orte zu betreten wie meine Figuren. Obendrein ist es nützlich, wenn man außenstehenden anhand eines Modells die Handlung erklären oder eine bestimmte Szene nachstellen kann. Ich gebe zu, es ist nicht immer 100% akkurat. Auch erlaube ich mir einige Freiheiten, einfach weil ich die Blöcke habe. Wenn ich zum Beispiel Blumentöpfe irgendwo hinstelle, heißt das nicht, das ich mir im Buch Gedanken gemacht habe, welche Blumen jetzt genau da auf dem Tisch stehen. Und wenn ich im Buch plötzlich von Diorit spreche, dann, weil ich den Block bestimmt an der Stelle verwendet habe. Ob es dann so bleibt; wer weiß. Wenn, dann ist es ein Insider. Wenn nicht, ist es eine nette Anekdote.

Wer jetzt denkt, das ich viel Zeit in das Bauen investiere, hat recht. Und wer meint, das ich die Zeit eher zum Schreiben nutzen sollte, vielleicht auch. Doch manchmal betrete ich die Minecraft-Welt eines Baus und fliege/laufe nur umher. Nur, damit plötzlich eine Synapse zündet und mir etwas einfällt, mit dem ich einige Seiten füllen kann. Wie man sieht, auch Minecraft kann einem beim Schreiben helfen. Schließlich sollte man sich als moderner Autor nicht vor ungewöhnlichen Inspirationen verschließen. Sonst zeigt mir doch einen anderen Schriftsteller, der mit Minecraft arbeitet… ich bin gespannt, ob so jemand existiert.

Fun-Fact: schon mal jemandem aufgefallen, wie ähnlich Minecraft und Mycroft sich sind… Minecraft Holmes xD

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen