Freitag, 31. Juli 2020

Big Little Lies Staffel 1 - Serienrezension

Diese Rezension habe ich schon lange geplant - sehr lange. Denn als ich damals die erste Staffel sah, wusste ich, das ich darüber schreiben wollte. Doch dann habe ich es zu lange vor mir hergeschoben und bin drüber weg gekommen. Jetzt, da die Free-TV-Premiere der 2. Staffel bevor steht, bekomme ich die Gelegenheit, noch einmal die Geschehnisse aufzuarbeiten und nochmal anzusehen.

Ich schaue ja gerne Serien - auch Mini-Serien (wie zum Beispiel das 10te Königreich). Sie müssen halt gut sein, um mich vor dem Bildschirm zu halten. Meistens ist es ein entscheidendes Element, das mich dazu bringt, mich mit der Serie zu beschäftigen. In diesem Fall ist das ganz klar dem Cast geschuldet:


Big Little Lies
1. Staffel bestehend aus 7 Episoden
Ausstrahlung: 30.05. / 06.06. / 13.06.2018 (Vox)
Produziert von HBO
Darsteller: Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Shailene Woodley, Laura Dern, Alexander Skarsgard, Zoe Kravitz und viele weitere

Ein gutes Cast ist oft schon die halbe Miete. So wird das in Amerika gemacht, bei Filmen und Serien, um das generelle Interesse zu wecken. Leider kommt es dann ab und an zu Enttäuschungen, das sich gerade dieser Schauspieler oder Schauspielerin für so einen Mist hergegeben hat. Hier liegt der Fall glücklicherweise anders:





Nicole Kidman:
Sie hat natürlich schon unzählige Filme gemacht. Am überzeugendsten fand ich Kidman in der Rolle der Satiné in Baz Luhrmann's Moulin Rouge. Deswegen mag ich sie eigentlich. Sogar nach der sehr laschen Verfilmung von S.J. Watson's Ich. Darf. Nicht. Schlafen., in der sie die Hauptrolle spielte. Jetzt macht sie in Big Little Lies einen verdammt guten Job dabei, eine Waage zwischen guter Freundin, Mutter und misshandelter Ehefrau zu spielen. Und das meine ich nicht negativ. Die Art und Weise wie sie und Alexander Skarsgard das Ehepaar Wright vorbringen ist nicht aufdringlich und übertrieben, sondern wirkt realistisch. Sie ist trotz ihres Alters immer noch zierlich und weiß es, Gefühle so zu porträtieren, das sie nicht gezwungen sondern ehrlich wirken.


Reese Witherspoon:
Auch sie hat schon viele Filme gedreht. Ich kann mich jetzt an keinen erinnern, in dem ich sie richtig gut fand. Mögen kann ich sie ja trotzdem. Und durch diese Serie hat sie gezeigt, was sie kann, finde ich. Wenn sie vorher nur irgendwelche Filme gemacht hat, die kaum mein Interesse gekitzelt haben, ist sie mit der Rolle von Madeline geradezu Meilen gegangen. Man sieht sie als über-fürsorgliche Mutter (auch Helikopter-Eltern genannt), die verzweifelt versucht, alles richtig zu machen. Eine Löwin, die alles verteidigt, was sie für richtig hält. Sie weiß, welche Fäden man ziehen muss. Mit ihr hat man eine starke Person an seiner Seite. Man könnte meinen, sie ist auch im echten Leben so - so überzeugend finde ich ihre Darstellung. Vielleicht ein Grund, warum sie gerade diese Rolle spielt.


Shailene Woodley:
Vor allem bekannt als Tris aus den Divergent-Verfilmungen habe ich mich über sie am meisten gefreut. Bereits als Tris mochte ich ihre Art, eine Rolle darzustellen. Und natürlich habe ich gehofft, danach mehr gutes von ihr zu sehen. Als ich dann schließlich sah, das sie Teil des Seriencasts ist, war die Entscheidung, mir die Serie anzuschauen, gefallen. Zuerst habe ich gezweifelt, ob ich sie mir als Mutter vorstellen kann. Sie kommt mir vor allem vom Aussehen noch sehr jung vor. Aber wenn man sie zusammen mit ihrem Sohn sieht, kauft man es den beiden ab. Und vor allem der dunkle Twist in ihrer Figur wurde von ihr gut umgesetzt. Auf jeden Fall wirkt sie auf mich ernster und erwachsener als noch in der Divergent-Series, die ja auf junge Erwachsene abzielte.

Was hierbei unbedingt zu erwähnen ist: Diese Mini-Serie basiert auf dem gleichnamigen Roman von Liane Moriarty, die aus Australien stammt. Somit erkennt man, das die Handlung der Geschichte nach Amerika versetzt wurde (wie man es auch bei der Verfilmung des britischen Thrillers The Girl on the Train gemacht hat). Allerdings habe ich hier das Gefühl, ist es nicht ganz so ein Problem. Liegt vielleicht auch daran, das ich das Buch nicht kenne. Ob ich es lesen würde, weiß ich gar nicht.

Die Story:
Jane Chapman ist neu in Monterey. Zusammen mit ihrem Sohn hat sich die junge Mutter dafür entschieden, ihr Leben an einem Ort fernab ihrer Vergangenheit fortzuführen. Bereits am ersten Tag, an dem ihr Sohn in die Schule geht, lernt sie Madeline Mackenzie kennen, mit der sie sich sofort gut versteht. Als ihrem Sohn dann vorgeworfen wird, das er ein Mädchen aus seiner Klasse angegriffen haben soll, stellt sich Madeline sofort schützend vor ihre neue Freundin.


Die Handlung der Serie ist teilweise zerstückelt. Auf der einen Seite sehen wir die Geschehnisse, die auf eine Party zusteuern. Auf der anderen haben wir die Bewohner von Monterey, die der Polizei während Befragungen verschiedene Dinge über das Hauptcast (Woodley, Witherspoon, Kidman, Dern) erzählen. Wir wissen auch, das es eine Leiche gibt. Nur wer es ist, das erfahren wir erst sehr viel später - zum Schluss nämlich. Diese Art der Erzählung erinnert mich an die Serie How to get away with murder, die ebenfalls ein bestimmtes Ereignis in den Mittelpunkt stellt, nur um dann in die Vergangenheit zu tauchen und immer weiter auf den Zeitpunkt abzuzielen. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen (anderen laut den Rezensionen bei Amazon eher weniger), denn es fordert einen etwas. Auch generiert es die nötige Spannung.

Es ist aber nicht immer nur spannend. Denn wir erforschen in der Serie auch die verschiedenen Dynamiken zwischen den Figuren und innerhalb ihrer Familien. Diese Interaktionen zwischen den Figuren und ihre Beweggründe sind der Hauptgrund für die Geschehnisse jener Party. Man wirft einen Blick in das Haifisch-Becken der High Society, könnte man fast sagen. Man fühlt sich dabei aber nicht außen vor, sondern entdeckt durchaus menschliches dahinter.

Die musikalische Note der Serie ist sehr interessant. Es setzt eine Stimmung, die Plot und Figuren gut unterstreicht. Am genialsten finde ich dabei, das Madelines Tochter anscheinend ein sehr gutes Musikgespür besitzt, da sie oft diejenige ist, die die Hintergrundmusik wählt. Auch insgesamt finde ich die Darstellung der Kinder sehr gelungen. Teilweise wirken sie für ihre sechs Jahre schon ziemlich erwachsen, doch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das sowas durchaus passieren kann.

die Hauptdarstellerinnen bei
der Verleihung der
Golden Globes

Episoden:
1. Willkommen in Monterey
2. Stutenbissigkeiten
3. Geplatzte Träume
4. Hart auf Hart
5. Gebrannte Kinder
6. Brennende Liebe
7. Abgesang

Positiv anzumerken ist hier, das keiner der Titel große Geheimnisse preisgibt. Denn sowas soll schon vorgekommen sein. Mit einer Länge von einer knappen Stunde pro Folge fühlt es sich an, als hätte man sich die Zeit genommen, die man zum erzählen dieser Geschichte gebraucht hat. Die zur Serie veröffentlichte DVD (die ich zum erneut schauen genutzt habe) enthält drei Discs und bringt auch einige Specials mit, in denen Hinter die Kulissen geschaut wird. Gerade bei solchen Serien ist das extrem interessant. Wenn mir die zweite Staffel gefällt, werde ich auch diese auf DVD kaufen.

Je weiter wir in die Serie eintauchen, desto mehr Geheimnisse, Lügen und Wahrheiten kommen ans Licht. Der Knotenpunkt, die letzte Folge, ist dabei eine der besten Höhepunkte, die eine Serie haben kann. Während den ersten sechs Folgen, wurde komplett offen gelassen, was den am Ende wirklich passiert. Man wusste nur, jemand ist tot. Aber wer? Der Plot ist so genial konstruiert, das man wirklich bis zum Ende nicht weiß, wer die Person ist. Vor allem, da mehrere Personen in Frage kämen. Das es eine Polizistin gibt, die sich mit den ganzen Aussagen nicht zufrieden gibt, lässt mich denken, das hier der interessante Teil der Geschichte erst anfängt... ich erwarte viel von Staffel zwei.

weitere Figuren:

Perry Wright
gespielt von Alexander Skarsgard - Der Ehemann von Celeste bewegt sich oft an einer Grenze zur Wut. Oft macht er seiner Frau den Vorwurf, sie würde ihn außen vor lassen. Da er oft geschäftlich unterwegs ist, hat er so das Gefühl, selbst wenn er daheim ist, nicht das Optimum an Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Oft sagt er zu ihr "Warum haben wir nicht darüber gesprochen". Das wird nach kurzer Zeit zu einer Art Trigger, an dem man erkennt - es kracht gleich wieder bei den Wrights. Natürlich nur in privaten Kammern.


Bonnie Carlson
gespielt von Zoe Kravitz - Sie ist die neue Frau von Madelines Ex-Mann Nathan, die anscheinend einen guten Draht zur Tochter Abby hat. Das gefällt Madeline gar nicht, da sie Bonnie für so perfekt hält. Dabei ist Bonnie eigentlich noch die normalste und die am Boden gebliebenste hier. Durch sie hat Madeline oft das Gefühl, hinten anzustehen. Dabei versucht Bonnie, ihr lediglich zu zeigen, das sie sie versteht und respektiert, was aufgrund von Madelines Haltung nicht immer einfach ist.



Renata Kline
gespielt von Laura Dern - Eine sehr von sich überzeugte Person, die nach dem Angriff auf ihre Tochter Janes Sohn Ziggy im Visier hat, da sie ihn für schuldig hält. Aufgrund der Sympathie, die Madeline für Jane empfindet, entbrennt ein Kleinkrieg zwischen Renata und Madeline, der sich zum Beispiel um ein Theaterstück oder eine Kindergeburtstagsparty dreht. Manchmal versucht es Renata dann mit richtig arsch-freundlich sein, bis Madeline ihr die Meinung sagt, dann verliert sie ihre Maske und wird richtig eklig.

Ed Mackenzie
gespielt von Adam Scott - Madelines neuer Mann ist ein sehr ruhiger Zeitgenosse. Allerdings hat er auch seine Grenzen, zum Beispiel wenn es um Madlines Ex-Mann geht. Da sie sich noch oft mit ihm und seiner neuen Bonnie beschäftigt, fühlt Ed sich oft zurück gesetzt und wirft ihr sogar vor, nur der Trostpreis zu sein. Er möchte Madeline unterstützen, aber auch versuchen, ihre Feuerkraft etwas unter Kontrolle zu kriegen.


Diese Liste ließe sich noch weiter ergänzen, aber ich finde, ich habe die wichtigsten Figuren abgedeckt. Nachdem ich jetzt viel zum Inhalt preisgegeben habe, möchte ich ein Abschluss-Fazit ziehen: Big Little Lies ist eine Serie, die direkt, offen, manchmal vulgär, und verdammt spannend ist. Ich möchte sehr gerne mehr solche Produktionen sehen. Das Cast ist wunderbar, die Kamera-Führung hält einen am Bildschirm und diese wunderbar verflochtene Handlung sorgt dafür, das man bis zum Ende durchhält. Wie zuvor erwähnt freue ich mich auf die zweite Staffel und kann jedem empfehlen, sich die Serie anzuschauen. Denn solche Qualität sehe ich ehrlich gesagt selten.

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