Samstag, 12. September 2020

Sunderlands Gedankenwelt: Sag mir deinen Namen

Ein Artikel über den Prozess der Namensfindung für neue Buchcharaktere

Letztens saß ich da und habe meine Gedanken einfach laufen lassen. Und dann kam mir die Idee für einen tollen Namen, den ich noch nicht in einer meiner Geschichten benutzt habe. Denn ich muss gestehen, das ich einen Namen immer als eine Einheit sehe - tief verbunden mit einer bestimmten Geschichte. Nein, mit einer bestimmten Figur. Deswegen gehe ich hin und vermeide Namensdopplungen, wenn es mir möglich ist. In meinem Kopf gibt es jeden Namen nur einmal, sonst komme ich durcheinander.

Das ist der Grund für manche Namensänderungen innerhalb meiner Geschichten. Diese bekommt man zwar nicht mit, weil man es dem fertigen Produkt ja nicht ansieht, das ein Shawn mal ein Sam war. Nur wirklich selten kann ich einen Namen mehrfach verwenden. Das wurde mir so richtig bewusst, als ich an der Kurzgeschichte The Melody arbeitete und ich drei Namensvorschläge meiner Co-Autorin abschmetterte. Und jedes Mal sagte ich ihr, der Name sei schon vergeben. Zwar haben wir uns auf neue, ebenfalls passende Namen geeinigt, doch sie fand es ein wenig albern.

Sich immer wieder neue Namen auszudenken, oder welche zu finden, die gut zur Figur passen und noch nicht verwendet sind, wird mit der Zeit deutlich schwerer. Deswegen gibt es zwei Wege, auf denen sich besagte Namen meistens finden:

Namen finden
Da ich ein großer Medienkonsumierer bin, passiert es zwangsläufig, das Namen aus bekannten Serien und Filmen in meinem Kopf stecken bleiben. Und dann enden sie oft in einer meiner Geschichten. Bestimmte Namen sind davon natürlich ausgenommen; welche, die so ungewöhnlich und eindeutig sind, das man bei der Nutzung des Namens eigentlich gleich die ganze Figur mitnimmt (Wie zum Beispiel bei Sherlock - es gibt nur einen Sherlock). Und das möchte ich gerne vermeiden. Trotzdem schaue ich bei Büchern und Spielen immer gerne nach Namen, die mir gefallen und sich verwenden lassen. Ein gutes Beispiel ist eine Figur aus Nightmare Forrest; Griselda Benson hat ihren Nachnamen von Mariska Hargitays Rolle aus Law & Order SVU. Aber auch Musiker sind manchmal eine schöne Namensquelle, vor allem, wenn sie neben ihrem Künstlernamen auch noch bürgerliche Namen haben, die sich verwenden lassen.

Namen ausdenken
Ab und zu gehe ich aber auch hin und versuche mich an Neuschöpfungen von Namen. Das ist bei Vornamen ziemlich schwer, denn ich möchte ja nicht die ganzen neumodernen Eltern kopieren, die ihre Kinder Ankodemia nennen oder so… Ich suche nach Namen, die zu einem vernünftigen Erwachsenen passen. Aus diesem Grund ist das Ausdenken von Nachnamen viel ergiebiger für mich. Hierbei kann man seiner Fantasie wirklich freien Lauf lassen. Wer sich jetzt denkt, das sowas ohnehin möglich ist, den möchte ich kurz daran erinnern, das ich nicht im Fantasy-Genre schreibe, wo so ein Name wie Ankodemia vielleicht noch nicht einmal auffallen würde. Deswegen erschaffe ich gerne Namen, die im Ambiente meiner Geschichten nicht zu lächerlich oder exotisch wirken. Sollte das doch mal passieren, dann ist es durchaus so gewollt. Ich versuche auch oft, Namensfragmente aus herkömmlichen Namen zu zerlegen und verschieden zu kombinieren, um neue Namen zu erhalten. Das hat mir schon so manche interessante Schöpfung beschert.

Und wenn es mal schnell gehen soll?
Natürlich benutze auch ich dann manchmal Dummy-Namen als Lückenfüller, wenn ich noch nicht sicher bin, wie eine Figur heißen soll. Das kommt bei mir aber relativ selten vor. Was aber manchmal passiert, wenn ich es dann tue, ist, das ich die eigentlichen Lückenfüller doch beibehalte. Was mir aber auch schon passiert ist, sind unvorteilhafte Namens-Kombinationen, die einfach grausam klingen, wenn man sie ausspricht. Ein Beispiel, das in einer früheren Fassung von Nightmare Forrest zu finden war (und jetzt zum Glück verworfen ist), ist der Name Roy Paul Coltraine. Die beiden Vornamen passen so gar nicht zueinander. Zum Glück musste ich ohnehin die Charakter-Anzahl verringern, sodass ich nur die wirklich schönen Namen behalten habe.

Inzwischen habe ich sogar ein kleines (oder vielleicht auch größeres) Verzeichnis, welche Namen ich bereits verwendet habe - mit einem Verweis, in welcher Geschichte. Dafür habe ich mir eine Excel-Tabelle angelegt, die ich in den folgenden Monaten versuche, zu vervollständigen. Solange sich bestimmte Projekte noch in Bearbeitung befinden, ist es nicht ganz so leicht. Aber bei weit fortgeschrittenen oder fertigen Stories kann ich schon mal anfangen. Und wer weiß, vielleicht teile ich irgendwann mal einen Auszug aus dieser Tabelle.

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