Sonntag, 20. September 2020

Plot-Holes - das schwarze Loch einer Geschichte

Das ergibt doch gar keinen Sinn! Wer das beim Lesen eines Buches, oder schauen eines Films/einer Serie schon einmal gesagt hat, wird wahrscheinlich eins entdeckt haben: Ein Loch in der Handlung, manchmal Logiklücke, öfter noch Plot-Hole genannt.

Für mich als Autor ist das ausversehene Erschaffung einer solchen Lücke ein großes Ärgernis. Ein Grund für den langen Prozess von Nightmare Forrest ist der Wille, schlimme Fehler in der Geschichte zu vermeiden. Denn nichts kann eine Erzählung mehr zerstören als ein Plot-Hole. Oft wird empfunden, das eine Geschichte, so gut sie auch sein mag, zusammenbricht, wenn jemand einen Fehler entdeckt. Denn es macht das Geschehen weniger glaubwürdig. Und wenn mir das bei einer so komplexen Erzählung wie Nightmare Forrest passieren würde, wäre ich derjenige, den es am meisten stört. Deswegen lasse ich heute mal meine Gedanken zum Thema hier, aus der Sicht eines Autors.

1. Wie erkennt man ein Plothole?
Das scheint den Zuschauern irgendwie am einfachsten zu sein. Denn wie man weiß, entdecken diese solche kleinen Risse in der Handlung am ehesten. Einige setzen sich eigentlich nur hin, um speziell solche Lücken zu finden. Man sollte sie dafür bezahlen, finde ich. Jetzt aber zu meiner Seite des Problems: Wie erkenne ich selbst, ob meine Geschichte einen Fehler hat? Das ist eine gute Frage, die sich aber für mich sehr schwer beantworten lässt. Denn wenn man erstmal etwas geschrieben hat (einen großen Teil), dann kann man den Überblick verlieren, ohne es auch nur zu merken. Hier hilft es, wenn man versucht, sich in seine Leser zu versetzen. Das ist in vielen Lebenslagen eine nützliche Idee, so auch hier: Versucht einen limitierten Standpunkt zu haben, das heißt, vergesst temporär, was ihr alles wisst. Das ist manchmal etwas heikel. Am ehesten sollte man das tun, wenn man Nacharbeit an den geschriebenen Texten leistet. So kann man ganz gut auf Probleme in der Handlung stoßen. Zwar gibt es Leute, die einem raten, die Nacharbeit erst nach Abschluss der Erst-Fassung durchzuführen, doch ich lese immer mal wieder zwischen. Man könnte jetzt meinen, das sei ein Grund, warum ich so lange brauche. Aber ich persönlich finde, man sollte so arbeiten, wie man sich wohlfühlt. Außerdem hilft es mir manchmal, wenn ich ein gutes Manuskript durchlese - das kann einen unheimlich für neue gute Texte motivieren.

2. Wie entsteht ein Plothole?
Man könnte das Entstehen von Logiklücken ein wenig mit unverhütetem Sex vergleichen: Zwei Seiten haben ihren Spaß (in diesem Fall Geschichte und Autor) miteinander, lassen sich von dem Rausch tragen und etliche Monate später ist dann plötzlich ein kleines Knäuel da, um das sich gekümmert werden muss. Zum Glück sind die Konsequenzen einer Logiklücke nicht ganz so gravierend - solange man sie vor seinem Publikum entdeckt. Denn diese haben einen anderen Blick auf die Geschichte, als man selbst. Ich als Autor kenne sämtliche Geschehnisse, Figuren und Handlungsorte auf so einem detaillierten Level, das man sogar manchmal mehr weiß als das, was später abgedruckt wird. Das kann dazu führen, das man in der Hitze des Gefechts einen Fehler macht, ohne ihn zu bemerken. Vielleicht gibt man einer Figur in einer wichtigen Szene einen falschen Namen. Oder man beschreibt ein Szenario, das gar nicht richtig möglich ist, weil die Voraussetzungen nicht stimmen. Ich habe zum Beispiel, weil ich keine Ahnung von Autos habe, in meinem allerersten Entwurf des Anfangs einen entscheidenden Fehler gemacht: Dumm wie ich war, ging ich davon aus, das die Zentralverriegelung eines Wagens mit dem Motor zusammenhängt. Stimmt aber nicht, die hängt an der Batterie, was im Nachhinein betrachte auch deutlich mehr Sinn ergibt. Zum Glück wurde ich aber über diesen Fehler, auf den sich der Plot der Situation damals stützte, informiert und ich konnte ihn korrigieren. Je komplexer die Story, desto eher kann einem so etwas passieren.

3. Wie vermeidet/kaschiert man ein Plothole?
So gesehen ergibt sich die Antwort aus den vorangegangen Punkten, denn alle drei liegen sehr nach beieinander. Um zu vermeiden, das einem Fehler in die Story rutschen, sollte man einen guten Plan haben. Ich zum Beispiel plane meine Geschichten gerne gut durch, um am Ende auch da anzukommen, wo ich meine Protagonisten haben will. Oben habe ich ja erwähnt, das ich auch oft zwischenlese, was einem auch hilft, ein Plothole zu erkennen. Es dann verschwinden zu lassen, braucht natürlich Kreativität. Am besten stopft man das Loch, in dem man gewisse Informationen verändert. Sie zu löschen, wäre auch möglich. Einfach noch mehr hinzuzudichten, um eine Lücke zu schließen, ist aber immer eine heikle Sache - schließlich könnte man so in einer neuen Lücke landen. Ok, das kann beim Löschen auch passieren, aber in einem anderen Ausmaß. Am besten nimmt man bestehende Infos und passt sie an, dann ist man am sichersten beraten. Auch eine Taktik, die ich selbst noch nicht probiert habe: Sollte die Geschichte verschiedene Stränge haben, sollte man jeden Strang einzeln behandeln. Dann kann mich sich auf das Wichtige konzentrieren, was im jeweiligen Strang passiert. So kann man auch am besten kontrollieren, wie die Überschneidungen statt finden - schließlich kommt es oft vor, das die verschiedenen Handlungen zum gleichen Ende laufen. Sollte einem am Ende einer Story doch ein Plot Hole durchgerutscht sein, seht es euch genau an. Formuliert den Fehler als Frage, zum Beispiel: Warum konnte Elena die Tür nicht öffnen? Dann schaut ihr nach der Antwort, am besten in der Story selbst; das heißt ihr findet einen Punkt, an dem sich die Antwort einbinden lässt, ohne, das es jemand merkt.

Ich hoffe, das meine Gedanken zum Thema vielleicht eine kleine Hilfe sind. Obwohl es heute immer wieder vorkommt, das irgendwie die Handlung keinen Sinn macht, eine Figur sich entgegen ihres Charakters verhält oder das ein Strang irgendwie ungelöst bleibt. Dabei muss ich sagen, das es beim letzteren durchaus so gewollt sein kann. Auf jeden Fall scheint es gefühlt überall Logiklücken zu geben. Aus diesem Grund werden Werke oft mehrfach verfilmt. Disney zum Beispiel versucht bei seinen Realfilmen auch Logikfehler wettzumachen, die den Zuschauern im Zeichentrickfilm aufgefallen sind. Bei Lieblingsfilmen verzeiht man diese Fehler gerne. Bei Filmen, die man hasst, bauscht man sie gerne auf. Ich meine, sogar Harpers Island hat einige Lücken, Alone in the Dark: The New Nightmare ebenso… Vielleicht ist es am Ende des Tages einfach gewollte, das auch mal etwas nicht aufgeht oder stimmt oder aufgeklärt wird. Denn sein wir mal ehrlich: wirkt eine Geschichte ohne kleine Patzer nicht schrecklich unglaubwürdig?

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