Mittwoch, 10. Februar 2021

Death Becomes Her - Der Tod steht ihr gut (1992)

Normalerweise schreibe ich nur über Filme oder Serien, wenn sie aktuell sind (also wenn ich im Kino war, was ja im Moment nicht möglich ist) oder die ich gerade neu für mich entdeckt habe. Bei diesem Film hier habe ich mich aber gefragt, warum ich nicht mal einen Artikel darüber schreiben sollte. Denn er ist einer meiner Lieblingsfilme, ich kenne ich ihn schon ziemlich lange und vom Thema her passt er irgendwie zu meinem Blog.


Der Tod steht ihr gut aus dem Jahr 1992 ist ein Film, wie man sie heutzutage kaum noch zu sehen bekommt. Er ist amüsant, selbstkritisch, zugegebener weise ein wenig morbide und vor allem grandios umgesetzt worden. Erste Berührungen hatte ich aufgrund meiner Mutter. Durch sie bin ich auf den Film gestoßen, der damals als selbst aufgenommene Video-Kassette in unserem Schrank stand (das waren noch Zeiten). Auch wenn er im Fernsehn lief habe ich ihn immer gerne geschaut - dabei aber lieber die späte Ausstrahlung, denn es gibt ein oder zwei Szenen, die für jüngere Zuschauer immer gekürzt werden. Inzwischen habe ich den Film auf Blu-ray zu Hause, eine sehr lohnende Investition. 

Die Handlung
Madeline Ashton ist unglaublich auf ihre Schönheit fixiert. Doch diese hält natürlich nicht für immer. Aber es geht ihr nicht allein so, denn ihre alte Schulfreundin/Rivalin Helen Sharp hat das gleiche Problem. Jedoch ist Madeline daran nicht ganz unschuldig. Denn ihr Ehemann, Dr. Ernest Manville, war vorher mit Helen liiert und hatte sie für die Schauspielerin verlassen. Nach 14 Jahren treffen die beiden erneut aufeinander. Und Helen sinnt auf Rache. Als Madeline einen mysteriösen Zaubertrank zu sich nimmt, der ewige Jugend und Schönheit verspricht, wird sie wieder jung. Das hält aber nicht lange, als Ernest sie während eines Streits die Treppe hinunterstößt. Dies überlebt sie aber, denn der Zaubertrank hat sie unsterblich gemacht...

"12 Jahre, 12 lange Jahre. Und sieh dich an,
du hast eine... Taillie."
Das Hauptcast
Wie viele Menschen über mich wissen, halte ich vor allem Meryl Streep oft sehr hoch, da sie eine so vielseitige Schauspielerin ist (man siehe dabei Filme wie Mamma Mia, Die Teufelin, der Teufel trägt Prada oder Into The Woods). In diesem Film beweist sie ein komödiantisches Talent und porträtiert den erlöschenden Stern Madeline Ashton als eine sehr selbstbezogene Person, die trotz des Spiegels vor ihrer Nase die Realität einfach nicht zu sehen scheint. Ich kann und will mir einfach niemanden anders in dieser Rolle vorstellen. Leider war der schlimmste Teil des Films für sie die Arbeit mit CGI, wofür sie einige Szenen zweimal spielen musste - das diente zur Darstellung des verdrehten Kopfes nach dem Treppensturz. Früher war nämlich auch die Arbeit mit CGI ziemlich anstrengend und weniger faul als heute. Deshalb wollte sie sowas danach auch nicht mehr machen.

"Ich habe meine Presseagentin gefragt und
sie hat gesagt Madeline Ashton kommt zu
jeder Eröffnung, und wenn's ein
Briefumschlag ist."
Als Gegenpart zu Madeline haben wir Goldie Hawn als Helen Sharp. Sie ist am Anfang eigentlich die eher bodenständigere, die aber wohl eifersüchtig auf Madelines Erfolg (vor allem bei Männern) ist. Dem vernehmen nach ist sie Autorin, die aber anscheinend ihr Werk noch nicht vollendet hat (kommt mir bekannt vor). Durch die Trennung von Ernest verfällt sie einer Art Wahn, nimmt zu und muss sogar psychiatrisch behandelt werden. Auch Goldie Hawn hat viele tolle Filme gemacht (wie zum Beispiel der Club der Teufelinnen oder Groupies Forever), doch hier geht sie regelrecht eine Verwandlung durch. Die verschiedenen Stationen ihres Aussehens und ihrer Persönlichkeit zeigen, wie ihre Rolle Helen immer wahnsinniger wird, im Bezug auf Madeline. Sie ist von ihr besessen und hasst sie. Sie nennt sie zum Beispiel Ehebrecherin und Männerfresserin, obendrein hält sie sie für eine miese Schauspielerin. Was mir an Helen wirklich gut gefällt ist diese Mischung aus Sex-Appeal und Wahn, die von Hawn geradezu meisterhaft rübergebracht werden. Am besten finde ich aber ihre Haarfarbe, dieses kräftige rotorange - sie steht Hawn meiner Meinung nach am besten. 

"Bei Gott, das ist genau was ich tue, bevor ich
irgendetwas anderes tue. Morgen fahre ich in
die Stadt zum Anwalt und dann beantrage ich
meine Scheidung von Madeline Ashton!"
Ein Grund für diese Besessenheit von Helen über Madeline ist der quasi Zankapfel Ernest Manville (Bruce Willis). Sonst eher in harten Action-Filmen zu sehen (Stirb langsam), portraitierte Willis hier sehr gewinnbringend einen weichen und ziemlichen schmächtigen Mann, der zuerst angesehener Schönheits-Chirurg ist und später, aufgrund der Ehe mit Madeline, als Aufbereiter von Leichen im Bestattungsunternehmen arbeitet. Helen hatte ihn zuerst, Madeline hat ihn dann bekommen. Vor allem Bruce Willis mal in einer solchen Rolle zu sehen, war ein großer Spaß. Es ist wahrscheinlich sogar der einzige Film mit ihm, den ich richtig gut finde - ein weiterer kommt mir gar nicht in den Sinn. Ein Grund, warum ihn wohl die Leute nicht gleich erkannt haben - er hatte Haare auf dem Kopf. Und im Gesicht. Das ist man von dem Mann aus Stirb Langsam gar nicht gewöhnt. Meiner Meinung nach sollte er ruhig öfter solche Projekte verfolgen, die nicht so Type-Cast sind, wie seine sonstigen Filme. Ein Highlight an seiner Figur sind seine Schreie - die auch in der deutschen Synchro aus dem Original stammen. 

"Sie schulden sich selbst eine zweite Chance!
Es ist die richtige Wahl, die einzige Wahl!
Trinken Sie! Siempre Viva! Lebe ewig!"
Eine weitere wichtige Figur, die ich zum Hauptcast zählen will, ist Isabella Rosselinis Lisle von Rhuman. Die mysteriöse Schönheit bietet einen Zaubertrank an, der ewige Jugend und Schönheit beschert. Allerdings hat sie im kleingedruckten vergessen zu erwähnen, das es dabei eine kleine aber feine Nebenwirkung gibt - Unsterblichkeit. Naja, also erwähnt hat sie es, aber wie es sich auswirkt, das hätte sie vielleicht erörtern sollen. Rosselini schafft eine Aura um ihre Figur, so dass sie sehr einnehmend wirkt. Schließlich lässt sich Madeline freiwillig einen Dolch in den Finger stechen. In Artikeln über den Film habe ich ein Gerücht gelesen, das Lisle wohl Cleopatra sein könnte. Das würde vom Aussehen sehr gut hinkommen und auch die Verwendung ägyptischer Symbole erklären. Davon abgesehen steht das Ankh-Kreuz ja auch für ewiges Leben/das Weiterleben im Jenseits.

Die Regie
Robert Zemeckis, wahrscheinlich am meisten bekannt für die Zurück in die Zukunft-Trilogie, hat bei diesem Film sehr gute Arbeit geleistet. Sein Ziel war es nicht nur, das Thema Eitelkeit und ewige Schönheit zu porträtieren/parodieren, er wollte auch etwas schaffen, das an seine Arbeit an Tales of the Crypt erinnert - nicht umsonst spielt die Titelmelodie im Trailer des Films (Sowohl in der deutschen als auch der Original-Version). Meiner Meinung nach hat er einen Stoff geschaffen, der es genau richtig macht. Man bekommt interessante Figuren vorgesetzt, einnehmende Settings und obendrein einen sehr schönen Humor, den ich ja zu Anfang schon erwähnt habe. Ich bin sehr froh, das er bis heute weder eine Fortsetzung, noch ein Remake, noch ein Sequel gemacht hat/hat machen lassen.

Die Musik
Der Score des Films stammt von Alan Silverstri, der auch bei anderen Filmen von Zemeckis bereits mitgewirkt hat. Der zusätzliche Musical-Song vom Anfang des Films wurde dabei von anderen geschrieben. Erwähnenswert finde ich die Musik hier, weil sie sehr schön die düstere Stimmung des Films unterstreicht, ohne dabei aber dessen komische und bizarre Momente zu ignorieren. Alleine der Anfang des Films ist musikalisch interessant. Die immer widerkehrenden Motive setzen sich zu einem stimmigen Bild zusammen, ohne das der Film weniger wirken würde. Hier wurde gute Arbeit geleistet. Trotzdem finde ich man hört, das er auch Zurück in die Zukunft vertont hat. Jeder Komponist hat sowas wie eine orchestrale Identität. Stelle ich auch beim Namenspaten Alan Menken gerne fest.

Beste Szenen
Nr. 1 - Natürlich der Musical-Song "Me" aus der Anfangsszene (Written by Geoff Aymar, Lyrics by Martin Donovan & David Koepp, Arranged by William Ross, Performed by Meryl Streep). Ich fand ihn schon immer lustig zum anhören und finde sogar die deutsche Version ganz ok. Früher konnte ich gar nicht verstehen, warum das Publikum in Scharen den Saal verlassen hat. Wahrscheinlich hätte ich wie Ernest am Ende einfach applaudiert.

Nr. 2 - Helens Plan. Diese Szene hat etwas düsteres und Krimi-artiges, das mich sehr anspricht. Das man dabei nicht nur ihre Stimme den Plan erörtern hört, sondern auch die erdachten Abläufe sehen kann, macht es umso schöner. Schon oft habe ich mich gefragt, ob tatsächlich mal jemand versucht hat, diesen Plan umzusetzen. Oder ihn auf sämtliche Schwachstellen zu prüfen. Sollte ich vielleicht mal machen.

Nr. 3 - Die Treppenszene. Vom Streit bis hin zur Offenbarung, das Madeline noch lebt ist diese Szene voll von interessanter Anspannung und guten Dialogen. Auch genieße ich ein wenig die Puppe, die so formschön jede einzelne Stufe auf dem Weg nach unten mitnimmt. Einfach eine geniale Umsetzung.

Nr. 4 - Der Kampf der Untoten. Mit Schaufeln bewaffnet versuchen Madeline und Helen die jeweils andere zu treffen. Währenddessen fällt so manche Beleidigung und aufgrund ihrer Untotheit (ist das ein Wort?) ist es einfach nur zu komisch zuzusehen, wie beide sich verletzten wollen, was ja gar nicht geht.


Interessante Gedankengänge
Ich persönlich fände es sehr spannend, auf der Prämisse dieses Films eine neue Geschichte - quasi eine Fortsetzung - aufzubauen. Diese würde ich dann aber wenig komödienhaft gestalten, sondern eher düster und mysteriös. Dabei bietet einem der Film viele verschiedene Dinge, die man für so eine Story benutzen könnte. Zum Beispiel die Regel, das man nach 10 Jahren aus der Öffentlichkeit zu verschwinden hat. Daraus könnte man bestimmt einen sehr interessanten Plot konstruieren. Andere Aspekte, wie den Schauplatz, würde ich ganz bewusst verändern, damit man sieht, das sich hier nicht zu 100% auf den Film bezogen wird. Referenzen sind ja was cooles, aber zu viel ist ungesund.

Auf jeden Fall ist der Tod steht ihr gut auf seine ganz eigene Art ein Meisterwerk der Filmkunst, wie man es heute nicht mehr produzieren könnte. Und ich bin sehr froh, das der Film seine Daseinsberechtigung gefunden hat. Wer ihn nicht gesehen hat, sollte es tun - er schafft es, fürknapp 2 Stunden eine Welt zeigen, die einem so schön und erstrebsam vorkommt, hinter dem Sein aber durchaus seine Abgründe besitzt.

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