Mittwoch, 26. Mai 2021

Recap - Eurovision Song Contest Rotterdam 2021 Grand Final

Letzten Samstag war es endlich wieder soweit. Nach einem unfreiwilligen Jahr Pause meldete sich der EuroVision Song Contest wieder zurück und hat mir gezeigt, wie sehr ich doch jede einzelne Minute vermisst habe. Ich habe mir ein paar Tage Zeit genommen, um die Ereignisse der vergangenen Eurovision-Woche ein wenig sacken zu lassen und möchte nun heute endlich hingehen und mehr dazu sagen.

The Semi-Finals
Zu Beginn des ersten Semi hatte ich ein kleines Tränchen im Auge, denn der erhebende Moment, wenn ein Contest beginnt hat mir in 2020 echt gefehlt. Nur die Musik zu haben macht noch keinen ESC! Meine Meinung über viele der Auftritte habe ich bei TikTok geteilt, was mir persönlich viel Spaß gemacht hat. Vor allem die Interaktion mit anderen, die ihre ganz eigene Meinung zu gewissen Songs hatten. Das mache ich nächstes Jahr wieder!

Was meine Favoriten angeht, startete die neue Saison mit 10 Songs, die ich definitiv im Finale haben wollte. Leider musste ich mich bereits im ersten Semi von Irland verabschieden, da die Performance von Lesley Roy zwar ok war, aber sie am Anfang irgendwie stimmlich ein Problem zu haben schien. Als hätte sie vor dem Auftritt nicht genug getrunken oder sich verschluckt. Auch Australien ist nicht weitergekommen - zum ersten Mal seit 2015. Zwar stand Montaigne nicht auf meiner F-Liste, aber ich habe zwischendurch begonnen, den Song zu mögen. Ich habe glaube ich sogar für sie gevotet, denn dieses Jahr durfte Deutschland zu meiner Überraschung im 1. Semi voten. Dafür haben Songs wie die aus Malta und Israel echt mehr als überzeugt.

In Semi Finale zwei habe ich ebenfalls einen Favoriten einbüßen müssen, und zwar Dänemark. Das fand ich extrem schade, zumal es nicht die einzige 80s Style Nummer war. Für mich war es auf jeden Fall die bessere. Gerade die ersten Finalisten haben mich überrascht. Und erneut stellte ich fest, warum man dem ersten Semi immer zusagt, das stärkere zu sein. Für beide Semis gesprochen muss ich sagen, das viele Auftritte mir den Song besser schmackhaft machen konnten als die Studioversionen. Ukraine war überraschend cool irgendwie, auch Griechenland mochte ich sehr. Aber warum Litauen oder auch die Schweiz größeren Anklang gefunden haben, konnte ich nicht verstehen, weil die Songs waren nichts für mich. 

Grand Finale
Der Abend der Wahrheit! Nachdem ich zwei Favoriten in den Semis verloren hatte, gewann ich aber drei dazu (Israel, Malta, Griechenland). Und da Deutschland auch auf meiner Liste war, ich dafür aber natürlich nicht voten konnte, hatte ich 10 Länder zum Stimmen abgeben im Finale. Also für jedes dieser Länder 2 mal eine SMS, zum voten habe ich die offizielle App genutzt, die macht es schön einfach. Da muss man sich nicht die ganzen Nummern merken.

Im Vordergrund waren natürlich erstmal die Auftritte der 26 Länder. Neben den Songs der Semis, die mich überzeugt hatten (Israel, Malta, Ukraine und auch Finnland) und auch den anderen (wie Litauen), ging es hier auch um die Songs, die schon im Finale gesetzt waren. Frankreich war, wie schon die Schweiz, bei den Jurys später sehr beliebt. Anscheinend war französisch dieses Jahr echt in. Vor allem hatte ich mich auf die Auftritte von Spanien, Deutschland und natürlich Großbritannien gefreut, die ich alle drei auch gut fand. Das Titelverteidigerlied war ok, die Performance solide.

Die Intervall-Acts und Pausenfüller waren dieses Jahr sehr interessant. Zum Beispiel gab es Segmente, in denen sich frühere Gewinner wie Johnny Logan, Niam Cavanagh, Nicole und noch einige andere an ihren ESC-Sieg erinnerten und darüber sprachen. Zusätzlich traten im Finale noch einige andere alte Gewinner mit ihren jeweiligen Songs auf, die sie aber auf einigen Dächern der Stadt Rotterdam performten. Darunter waren Mans Zelmerlöw und Lordi zum Beispiel. Auch gab es neue Musik von Vorjahres-Sieger Duncan Lawrence und Auftritte mit Tänzern (zum Beispiel als Countdown).

Die Moderation war gut gehändelt. Mir persönlich kam keiner richtig bekannt vor, aus Jan Smit (Freunde von mir hören wohl seine Musik). Meine Cousine Mia war ganz überrascht als auch Nikki De Jager (Besser bekannt als NikkiTutorials) auf die Bühne kam, die ja auch moderiert hat. Sie kennt sie wohl und mag ihren Content. Nikki hatte auch einige Sequenzen, in denen sie Tipps gegeben hat, wie man zum Beispiel bei der Punktevergabe cool bleibt oder seinen Auftritt am besten bestreitet. Es kommt selten vor, das ich Moderatoren beim ESC gut kenne (2011 war eine dicke Ausnahme, war schließlich im eigenen Land), genießen kann ich es aber meistens.

Das Voting war wieder sauspannend. Wie gesagt, bei den Jurys lagen vor allem Frankreich und Schweiz weit vorne, auch Malta bekam gut Punkte. Die Jury-Votes haben uns einige bekannte Gesichter gezeigt, wie jedes Jahr. Deutschland hatte natürlich wieder die Babsi und Azerbaijan hatte, ganz tolle Überraschung, Ell und Nikki als Punktevergeber - die Sieger von 2011 (sprach ich nicht gerade schon davon?). Danach kam es dann schließlich zu den Tele-Votes. Und die waren ziemlich hart. die untersten vier Länder (Deutschland, Großbritannien, Niederlande und Spanien) erhielten überhaupt keine Televote-Punkte. Ziemlich schockierend, muss ich sagen. Vor allem, da die letzten im Finale irgendwie immer die gleichen sind. Was Europa gegen uns hat, weiß ich nicht. Was man gegen Spanien hat, kann ich auch nicht sagen. Niederlande? Kein Ahnung. Großbritannien - Aha!

Und zwar habe ich im März 2020 einen Artikel dazu geschrieben, den ich aber erst diesen April aus dem Archiv gepuhlt habe - über die unfaire Behandlung von UK beim ESC wegen dem Brexit. Bereits Michael Rice 2019 hatte damit zu kämpfen (16 Punkte, letzter Platz) und James Newman hat dieses Jahr die richtige Klatsche abbekommen. Überhaupt keine Punkte, weder von der Jury, noch vom Publikum. Das geht gar nicht! Egal, wie sehr man dem vereinigten Königreich nachtragen mag, das sie aus der EU ausgetreten sind, das rechtfertigt es nicht, einen Song, der noch nicht einmal schlecht war, einfach hinten runterfallen zu lassen! Das hat mich echt aufgeregt, weil es politisch motiviert und somit nicht Contest-gerecht motiviert war. Immerhin konnte James das schlechte Ergebnis sportlich nehmen, was ich echt erwachsen finde. Denn er hat erkannt, das es beim ESC darum geht, dabei zu sein. Guter Mann!

Unser Beitrag war etwas frisches, was man von uns nicht so kennt. Lustig, nicht anstrengend, und trotzdem wollte uns keiner. Das zeigt doch, das es egal ist, was wir schicken. Das gibt den deutschen Meckerfritzen natürlich wieder viel Stoff um gegen den NDR zu wettern, gegen den Schreiber und alle, die damit involviert sind. Sogar der Bohlen hat gesagt, das die Art und Weise, wie unser Beitrag ausgesucht wird, einfach nicht richtig ist. Er lobt die Vorgehensweise von Stefan Raab, der laut ihm einfach das macht, was er für richtig hält und nicht groß nachfragt. Und er kritisiert die ganzen Leute, die nur am quatschen sind und nichts hinbekommen. Er sagt auch, er würde niemals für den ESC etwas machen wollen, da zu viele Leute dahinter stehen, die einem Vorschriften machen. Normalerweise interessiert mich die Meinung vom Dieter nicht allzu sehr, aber er hat doch nicht ganz unrecht. Sogar einer wie er erkennt, das man was ändern sollte. 

Quelle: eurovision.tv

Jetzt zu den Gewinnern: Italien! Das ein Rock-Song den ESC gewinnt, ist zwar nichts neues, doch gerade Italien hat einen Sieg echt verdient - vor allem auf lange Sicht. Seit ihrer Wieder-Teilnahme ab 2011 haben sie schon mehrfach ganz nah am Gewinn gestanden. Songs wie Grande Amore (2015), Occidentali's Karma (2017) oder Soldi (2019) waren Fan-Lieblinge und Wett-Favoriten. Oft, wenn es um Länder geht, deren Siege angeblich geraubt wurden, wird Italien genannt. Und jetzt hat das Land es endlich geschafft, sich einen wohlverdienten Sieg zu holen. Der Song ist eindeutig Geschmackssache. Hören würde ich ihn auch, aber nicht allzu oft. Einige kritisieren den Auftritt an sich, sogar ein Gerücht wurde gestreut, das ein Band-Mitglied während des Finales Drogen konsumiert haben soll. Das würde allerdings schnell untersucht und entkräftet. Da war wohl jemand ein schlechter Verlierer, was?

Nach vielen schönen Momenten (vom Voting für DE und UK abgesehen) freue ich mich also auf einen EuroVision Song Contest aus Italien. Laut Wikipedia-Artikel haben sich schon ziemlich viele Städte um die Austragung beworben. Ich bin gespannt, auch wenn ein ganz anderer Gedanke für 2022 meine Aufmerksamkeit hat: Was wird Großbritannien tun? Zwar gehört das Land zu den Big 5, doch trotzdem könnte es passieren, das die BBC irgendwann die Reisleine zieht und aus dem ESC aussteigt. Zumindest, wenn diese Durststrecke anhalten sollte. Ich hoffe, das sich das Klima zwischen der EU und Großbritannien wieder gut genug erholt, als das sie auch beim ESC wieder ein paar Punkte bekommen. Ich freue mich trotzdem auf die nächste Ausgabe vom EuroVision Song Contest und vielleicht geschieht ja bis dahin ein kleines Wunder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen